Um neun ruft mich die Autowerkstatt an: Ich hätte heute TÜV-Termin! Hab vergessen, die Kalen-
derseite umzuschlagen! Ich darf noch kommen. Bekomme einen Leihwagen. Die Wetterprognose
sagt ja die Nebelauflösung voraus. Am Breitenberg wäre der Nebel wohl schon weg. Aber am
Tegelberg bekomme ich sicher unbürokratisch einen Parkzettel für das falsche Autokennzeichen.
So wird es. Bergnah ahne
ich Blau durch den Nebel.
Oben kommt der Wind von hinten. Eigent-
lich war schwacher Nordwest vorhergesagt.
Ich sehe ein Stück
Wiese rechts vom
Sommerlandeplatz.
Ist bald wieder weg. Aber die Wiese am Drehhütten-
weg, wo ich schon mal gelandet bin, wäre jetzt frei.
Auch die ist bald wieder weg. Bliebe noch
die Drehhütte als sichere Landemöglichkeit.
Würde nur der Wind noch startbar werden.
Ab zwölf bahnen sich Nullphasen an. Ich bin jetzt entschlossen, zur Drehhütte
zu fliegen. Bin in der Luft - und der Schirm zieht deutlich nach links! Ich sehe
den Überwurf am Flügelende, Ohr einklappen hilft nicht! Ich kann ihn mit rechts
geradeaus halten, nach rechts steuern geht nur bedingt. Was kann ich noch tun?
Das Gleiten ist deutlich verschlechtert. Drehhütte: un-
erreichbar. Zum Rohrkopf glaube ich noch zu kommen.
Zum Hang unterhalb der Hütte hätte es wohl gereicht.
Aber ich versuche es nach rechts auf die Skipiste - ich komme nicht über die Bäume! Als es rauscht, rutsche ich
über 10 m nach unten, dann hänge ich fest, frei baumelnd. Ich hänge krass einseitig nach rechts. Das schnürt mir
das linke Bein ab. Mein Hilferuf wird sofort gehört, die Bergwacht alarmiert. Ich versuche immer wieder meine
Lage zu verändern, mich irgendwie abzustützen, das hilft für den Moment. Aber es bleibt eine quälende Haltung.
Nach über einer Stunde treffen die Bergwachtler ein. Ich kann inzwischen meine
linken Zehen nicht mehr bewegen. Sie machen es solide professionell, aber es
dauert einfach noch. Einer klettert am Baum über mich, baut die Abseilsicherung.
Er klettert tiefer, hängt mich
ein. Jetzt kann ich abgelassen
werden, von den wenigen Äs-
ten kann ich mich wegstützen.
Ich bin ziemlich erschöpft, aber mein linkes Bein hat wieder Gefühl und die Zehen
kann ich wieder wackeln. Meine Helfer beschließen, mich auf eine Trage zu pa-
cken und mich ärztlich durchchecken zu lassen. Ich liege schließlich gefesselt im
Bergwachtauto. Es zieht sich noch länger hin. Ein Polizist ist auch da, fragt alles,
was er muss, fliegt selber, hat viel Verständnis. Der Notarzt ist mit mir zufrieden.
Mich irritiert, dass mein Gurtzeug ins Polizeiauto kommt. Da sind immerhin
meine sämtlichen Papiere und Schlüssel drin. Unsere Fahrt endet im Kranken-
haus Füssen. Da werde ich nochmal gründlicher untersucht - Blutdruck, Blut,
Urin. Das dauert bis um fünf. Dann erfahre ich endlich, dass ich kerngesund bin.
Ich erfahre, dass mein Gurtzeug zur Bergwacht gebracht worden ist.
Zum Glück ist da noch jemand! Ist aber eher Zufall. Er fährt mich zum
Tegelberg! Danke! Die Nebeldecke ist immer noch geschlossen. Jetzt
schaffe ich es auch noch knapp, die Autos zu tauschen. Meinen Ein-
kauf mache ich danach in Lechbruck. Ja, ein reichhaltiger Tag mit Erleb-
nissen, die man wirklich nicht braucht. Der Schirm ist futsch, ich bin heil.