Die Sichtsituation spricht eindeutig für den Breitenberg, da bin
ich gegen elf. Ich steige am weitgehend grasigen Grat auf und
bin am Startplatz zunächst der einzige, es kommen aber bald
weitere Flieger. Es ist windstill mit Tendenz von vorne rechts.
Ich habe eine lange Anlaufstrecke ...
... aber dann trägt es gut. Ich kann schon deutlich
vor der Bergstation über den Grat schwenken.
Ich fliege genau auf den Schlossanger zu.
Ich bin dort selten so hoch angekommen, könnte locker drin landen. Aber natürlich suche ich Thermik
am Manzengrat - erst am westlichen Ende ist diese groß genug, da kämpfe ich mich rein. Es geht so
sportlich zur Sache, dass ich nicht zum Fotografieren komme. Immer wieder gewinne ich einige Meter,
immer wieder geht es auch wieder runter. Nach einer Weile reichts mir und ich fliege zum Landeplatz.
Es ist dort leichter Westwind, ich möchte möglichst nah am Abbau-
platz landen, das gelingt perfekt, aber ein bisschen mehr Reserve wä-
re ein gutes Gefühl gewesen. Ich kaufe dann in Füssen ein und fah-
re dann zum Tegelberg - vielleicht tut sich ja da noch ein Fenster auf.
Oben erfahre ich von Bergbahn-Tommy vom Verdikt des Chefs: Ich möge nie mehr am Tegelberg starten, ohne
den Landeplatz zu sehen! Andernfalls bekäme ich lebenslanges Flugverbot. Ich finde das spontan korrekt. Und je
länger ich darüber nachdenke, um so dankbarer bin ich Frank Seyfried. Er sieht zu Recht, dass ich mit Talsicht
auch mit kaum manövierbarem Schirm problemlos hätte geradeaus notlanden können. Ich habe in meinen vierzig
Jahren Fliegerkarriere ab und zu Experimente an der Grenze des Machbaren gemacht, ist ja nahezu immer gut ge-
gangen, aber wie man sieht, muss nur eine zusätzliche Komplikation auftreten, dann kann eine Katastrophe ganz
nah sein! Ich bin ein alter Mann, meine wilden Jahre müssen jetzt einfach vorbei sein! Und das Verdikt schafft
für mich eine einfache binäre Entscheidung, wie für alle Beobachter eine eindeutige Kontrolle. Gefällt mir, Danke!
Das wird nichts mit Talsicht.
Ich schaue noch zum Hegrats-
rieder See. Noch blüht nichts.