Die Gebiete der Ostrachtaler Gleitschirmflieger sind
ja schon ein paar Tage offen, aber die weite Fahrt
nebst brutalem Aufstieg wage ich nur, wenn ich mir
über die Flugbedingungen ganz sicher bin, Dazu gehört
für mich vor allem, dass der Wind schwach angesagt ist.
Heute ist das endlich der Fall! Das Klavier steht heute -
erstmals seit Corona - hintenan, gleich nach dem Früh-
stück fahre ich los und bin kurz nach neun in Oberjoch.
Kurz vor dem Ifenblick überholen mich die ersten
Gleitschirmflieger. Die haben wohl alle Leichtaus-
rüstungen, kein Vergleich zu meiner Neunzehnkilolast.
Nur so ein Kaiserman-
tel kann mich verlo-
cken, stehen zu bleiben.
Ansonsten steige ich langsam, aber stetig und
werde immer wieder von Fliegern überholt.
So ein Aufstieg geht an die
Grenzen meiner Kondition.
Dreiviertelzwölf erreiche ich den Gipfel. Keiner
ist bis jetzt gestartet, obwohl der Wind sanft von
vorne ansteht. Dann probierts einer, hat einen
Überwurf, bricht ab. Ich richte ihm den Schirm.
Dann gibt es fast
einen Massenstart.
Ich komme auch
gut in die Luft.
Es gibt Thermik, vor allem dicht an den Felsen, aber da
traue ich mich nicht, den Kreis zuzumachen, ich fliege
ängstlich. Aber es ist ein wunderbares Gefühl! Endlich!
Auf der Ostrachtaler Webseite steht ausdrück-
lich, dass man nicht am Busbahnhof landen
soll, sondern jenseits der Ostrach auf dem
Wiesenstreifen am Fuß des Imberger Horns.
Meine Landung ist wie mein Start ab-
solute Routine. Um den Landeplatz
zu verlassen, krieche ich unter einen
Zaun, das ließe sich wohl nur mit
einem größeren Umweg vermeiden.
Den Fischreiher treffe
ich am Ostrach-Bachlauf.
Mein Bus ist gerade fünf Minuten weg. Der nächste kommt
in zweieinhalb Stunden! Wie kann ich in so einem Ort diese
Zeit totschlagen? Beim Lebensmittelladen kann ich den Sack
deponieren. Man empfiehlt mir die Eisdiele. Das mache ich!
Ich hole einen Becher à la Cumulus Congestus, fünf Kugeln!
In der Kirche sich-
te ich meine Bilder.
Vor der Kirche sitze ich eine Weile im Schat-
ten. Dann erledige ich meine Banksachen. Den
Rest der Zeit verbringe ich am Busbahnhof.
Inzwischen hat der Wind deutlich aufgefrischt.
Die Busfahrt ist umsonst, so muss der Fahrer nicht kassieren.
Nachts, als ich die Rohseite im Netz habe, lese ich bei der Te-
gelbergbahn, dass unsere heimischen Fluggebiete wieder ge-
öffnet sind. Werde ich wohl morgen den Buchenberg befliegen!