Wieder solls gewittern, da bin ich schon halb-
neun unterwegs. Wo soll ich meinen Gleitflug machen?
Am verlockensten ist dasFüssener
Jöchle durchs wilde Tal der
VilserAlp.
Das
mach ich. Die Verhältnisse sind opimal, der
Ostwind im Vilstal schiebt mich
zumBreiten-
berg-Landeplatz. Logische Konsequenz ist
die Auffahrt aufdenBreitenberg.
Um nach
Grän zurückzukommen, müsste
ichhier auf-
drehen und dann noch über den Aggenstein
kommen.
Das wärs doch!
Ich starte imKes-
selmoos, finde an der Hochalpe
nichts,folge
dann einem Piloten,
der an der Nordflanke
überm Tiroler Stadlein bisschen aufachtert.
Genau da finde ich eine
knackige, etwas
verblasene Thermik
und kämpfe mich dort
bis über die Ostlerhütte auf dem Breitenberg.
In ruhiger Luft würde ich es von hier löcker nach Grän schaffen.
Aber westseitig unter dem Aggenstein - voll durchs Lee - da-
vor graust mir.
Ich schaffe es nicht, hoch über den Aggenstein
zu steigen,
auch nicht, als ich über der Hochalpe neu ansetze.
Ich plane meine Landung nahe der Straße ins Tannheimer Tal.
Dass ich zwei Stunden brauche, bis mich
jemand mitnimmt, habe ich nicht geahnt.
Die ersten, die anhalten, sind ein Rent-
nerpaar,
die halten mich für einen
Polizisten, der ihnen
mitteilenwill,
dass die Straße gesperrt ist.
Welch Ängste, welch blühende
Fantasie! Sie nehmen mich
trotzdem mit, überrumpelt.
Ich habe keine Skrupel.