Um halbacht starte ich in Seeg. Vom an-
gesagten Regen ist noch nichts zu sehen.
Der Umstieg in Augsburg in ei-
nen Zug nach Esslingen klappt.
Auch in der Schwäbischen Alb ist es trocken.
Ab Esslingen gehts nach Stuttgart. Der Weg zur unterirdischen Stadtbahn ist
derzeit eine kilometerlange Zumutung rund um die Baustelle von Stuttgart 21.
Nach einem Fußmarsch
durch Remseck errei-
che ich den Treffpunkt.
Es wird ein sehr vergnüglicher Nachmittag, die Leute sind nett, das Instrument zu spielen macht
richtig Freude. Als ich aufbrechen muss, regnet es nun wie angesagt. Den Baustellenübergang
in Stuttgart mache ich diesmal andersherum, das ist nun zwar überdacht, aber keineswegs näher.
Am Haupbahnhof steige ich in den falschen Zug - zwar auf dem richtigen Gleis in der richtigen Richtung,
aber es ist der falsche. Es ist ein ungarischer Zug. Die Kontrolleurin erkennt meine Fahrkarte nicht an, ich
muss für eine neue abdrücken, sie bringt mir aber den zugehörigen Fahrschein nicht, wahrscheinlich steckt
sie das Geld selber ein. Lange denke ich, es könnte mit dem Anschluss in Augsburg noch klappen - tut es
aber nicht. Die nächste Verbindung ins Allgäu geht erst morgens. Das gibt eine lange Nacht in Augsburg.
16. April
Es regnet ohne Unterlass. Ich wandere in die Altstadt. Ich hoffe auch, eine Kneipe zu finden,
die möglichst lange aufhat. Da ist eine, da steht dran bis drei. Aber als ich drin bin heißt es,
sie schließen gleich, die Leute zahlen alle schon. Also weiter suchen. Ich lande schließlich
im zur Sackpfeife, offiziell bis eins, faktisch aber länger, sehr gemütlich, ich trinke zwei Bier.
Als ich da gegen zwei rausmuss, bekomme ich noch
Tipps für Anschlusskneipen. Die erste finde ich auch
bald, aber da scheint der Alkoholpegel höher zu sein,
nichts für mich. Ich gehe lieber durch die Stadt. Ich bin
ja in Ausburg aufgewachsen und habe viele Erinnerungen.
Bald nach vier treffe ich am Bahnhof ein. Ich bin jetzt so erschöpft,
dass ich nur noch in der Halle sitze und zu ruhen versuche. Der Mor-
genzug nach Kaufbeuren fährt pünktlich. Der Anschluss klappt auch.
Der Gastgeber/Initiator des Treffens hat hinterher im Klavierforum berichtet:
„... abschweb hat ... den Nachmittag mit 2 (oder waren es 3?) seiner „kleinen
Stücke für Klavier“ eröffnet. Die fand nicht nur ich so raffiniert, so witzig und
auf eine sehr moderne, stilistisch unverbrauchte, rhythmisch und harmonisch ver-
spielte Art bis ins Kleinste Detail ausgetüftelt, dass schnell der Gedanke aufkam,
wow, warum hat er diese Stücke nicht schon längst mal irgendwo hochgeladen,
warum um Himmels Willen ist der Mann denn nicht Komponist geworden? Hat
denn die Fliegerei bei so einer musikalischen Begabung unbedingt sein müssen??
Verzeih, lieber Manfred samt Fliegerkollegen, aber hätte da denn nicht eigent-
lich alles verboten gehört, was allzu sehr vom Komponieren ablenkt oder ab-
hält? Was wäre gar aus ihm geworden, wenn er in eine Musikerfamilie geboren
wäre? Wenn sein Talent von klein auf erkannt und gefördert worden wäre? ..."