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23.5.11
Ich habe noch keine weiteren Ambitionen, außer vielleicht noch höher
kommen, die Basis steigt ja. Nach einer Stunde schramme ich an der
Wolke bei zwo-sechs. Da flieg ich doch nicht einfach runter. Nach
Hause wäre zuviel Gegenwind, eigentlich könnte ich doch zu meiner
Chorleiterin nach Trauchgau fliegen, das wollte ich sowieso mal machen.
Die ersten Kilometer gehen durch star-
kes Sinken, die fliege ich voll beschleunigt.
Uberm Buchenberg hab ich dann leichtes Steigen.

Um nach Trauchgau zu kommen, brauch ich
mir nicht mehr arg Mühe zu geben. Ohne weiter
Höhe zu machen überquere ich das Halblechtal.
Am Mühlschartenkopf, dem ersten Gipfel der waldigen Trauchberge,
komme ich in großflächiges Steigen, die ganze Flanke trägt fantastisch.
Da wo der Trauchbergskamm
nach Osten abknickt, am Wolfs-
kopf, steigt es geradezu gigantisch!
Da sollte ich wenigstens
zur Wieskiche fliegen!
Ich steige auf die
Niedere Bleick zu
Trauchgau wird
im Rückblick
immer kleiner.
Schwupps bin ich wieder auf zwo-sechs. Nein, auch die Wies-
kirche ist kein angemessenes Ziel. Ich habe starke Rückenwind-
unterstützung. Ich will versuchen, nach Murnau zu kommen.
Nächste Hürde
ist das Ammertal.
Im Norden sehe ich rechts der
Wieskirche den Hohen Peißenberg.
Saulgrub ist schnell erreicht.
Am Hörnle kreist ein Segel-
flugzeug. Da fliege ich hin.

Ich steige dort gut, aber die Abdrift ist enorm,
gegen Westen fliege ich schon leicht rückwärts.
Ich düse an Bad Kohlgrub vorbei.
Hinter Grafenaschau beginnt das Murnauer Moos.
Es ist ein wunderbarer Genuss, über
das berühmte Moor zu fliegen, das vor
hundert Jahren die expressionistischen Ma-
ler um Kandinski und Münter inspiriert hat.

Mitten überm Moor schüttelt es mich gewaltig durch. Da geht der Hammerbart ab!
Ich könnte jetzt problemlos aufdrehen, wäre vermutlich ruckzuck am Herzogstand, der
Weiterflug über Jochberg und Brauneck wäre wohl die leichtere Übung. Aber dem wä-
ren meine logistischen Möglichkeiten zur Rückkehr nicht gewachsen. Ich muss um halbacht
in Roßhaupten bei einer Maiandacht singen. Da scheint mir Murnau das äußerst Machbare.

Ich fliege mit Karacho
in Richtung weniger
sumpfiger Gebiete.
Ich lande am Rande des Moorgebiets in der Nähe der
Bundesstraße nach Garmisch in strammem Westwind.
Bis Murnau Bahnhof gehe
ich vier Kilometer zu Fuß.

Mit dem Zug fahre ich nach Saulgrub.
Ab dort geht es weiter mit dem Bus
mit Umsteigen an der Echelsbacher
Brücke. 18:40 bin ich in Schwan-
gau Mitte, jetzt habe ich nur noch
die zwei Kilometer zu Fuß zur Te-
gelbergbahn und eine sportliche
Fahrt nach Hause. Ich komme
pünklich zur Maiandacht.
Der Flug im DHV-XC
Roßhaupten, den 24. Mai 2011
Manfred Laudahn
roh 23:02  ·  fertig 25.5. 9:40