Eigentlich braucht das Fluggebiet Bassano nicht mehr beschrieben zu werden.
Fast jeder Tuchflieger, ob mit oder ohne Alu, war schon mal da oder hat zumindest davon gelesen.
Eine Südkante auf der Alpensüdseite mit Thermikgarantie und Möglichkeiten für lange, schöne Flüge.
Bella Italia. Hier trifft sich im Vorfrühling und Spätherbst die Fliegerwelt aus ganz Europa.
Englisch,
Tschechisch, Polnisch und viele weitere Sprachen sind am Landeplatz zu hören.
Sogar Schweizer
Flugschulen trifft man hier an.
Die Wetterfrösche, egal ob vom DHV oder freischaffende Künstler
loben die Gegend
als "wetterbegünstigt" und "Föhn-unempfindlich" über den grünen Klee.
Als ich auf meinem Trip nach Süden eintreffe, regnet es erstmal. Zeit sich zu orientieren.
Das ist auch nötig, denn schon der Name des Fluggebietes ist unzutreffend.
Bassano ist
eine Industriestadt in der Nähe.
Start und die beiden Landeplätze sind in Semonzo del Grappa,
ein hübsches Dorf am Hangfuß.
Der Flugberg sind die westlichen Ausläufer des
Monte Grappa,
was im Gedanken an ein gleichnamiges nicht unbekanntes Destillat
auch einprägsam sein könnte.
Selbst ein bekannter Hersteller von Variometern und GPS-Empfängern hat als Beispiel-Wegpunkt
die Innenstadt von Bassano im Software-Paket, nicht etwa einen Start- oder Landeplatz.
Die Folgen der Masseninvasion von Flugsportlern merkt man hier bald.
Einige Leute sind damit sehr reich geworden. Andere haben anscheinend genau das noch vor.
Preise für Pensionszimmer sind gepfeffert. Für Restaurantbesuche auch.
Der Drachen-Landeplatz wird
auch gerne und häufig von Gleitschirmpiloten angeflogen.
Hier wird die „Flycard“ seltener kontrolliert.
Wenigstens unterbleiben hier allfällige Aufziehübungen, wenn Drachen zur Landung anfliegen.
Westlich neben dem Drachenlandeplatz steht ein neuerbautes ansehnliches Hotel.
Das wird gerne von Fliegern frequentiert. Leider bildet das Gebäude bei westlichem Wind
einen kapitalen Leewirbel genau auf der gesamten Landewiese.
Man darf auch die südlich
davon gelegene Wiese bei West anfliegen.
Dann landet man nicht im Lee des Hotels,
sondern in dem des dahinter liegenden Hügels.
Ich genieße zwei Flüge jeweils über eine Stunde und versemmele beide Landungen.
Wenigstens ohne bleibende Schäden. Und ich bin nicht der einzige.
Vor meinem ersten Flug
mache ich Foto-Pause. Es ist ungewöhnlich klar,
Man kann von der Drachenrampe aus
die Türmchen von Venedig erkennen.
Auch der Flug wird ein brillianter Landschaftsgenuß.
Beim zweiten Flug, schon am vorgerückten Nachmittag kratze und kämpfe ich ziemlich.
Ein einheimischer Drachenpilot fliegt zum Gipfel des Monte Grappa,
auf dem noch viel Schnee glitzert.
Mir bleibt der Weg dorthin völlig verschlossen.
Dann sehe ich neben der Drachenrampe eine Rauchsäule,
die genau die Windrichtung und aufsteigende Luftmassen zeigt.
Ich denke, da grillt jemand, fliege hin
und finde eine schöne Aufwindzone.
Erst als ich unten die Feuerwehr und Polizei mit Blaulicht
vorfahren sehe, wird mir klar:
Das ist jetzt kein Spaß mehr!
Da brennt der Wald.
Ich verkrümele mich lieber und fliege woanders herum.
Kein Drachen startet mehr. Später am Landeplatz erfahre ich: Startverbot.
Die Brandstelle liegt in einem Steilhang. Ein Löschhubschrauber ist unterwegs.
Am hinteren Gleitschirmstartplatz
wird jedoch munter weiter gestartet.
Eine besonders schlaue Vorwitznase fliegt auch dann noch über der Brandstelle,
als der Hubschrauber kommt.
Die erste Ladung Löschwasser geht daneben.
Abends bei der Flugauswertung erlebe ich die nächste Überraschung.
Wenige Kilometer östlich und südlich von den Startplätzen schließen sich Lufträume
der Kategorie C an.
Streckenfliegen in diese Richtungen, kann zur Behinderung
des großen Luftverkehrs führen.
Jeder OLC-Streckenpilot kann das
mit Maxpunkte 4.7
leicht feststellen.
Zum Streckenfliegen kommt der
Monte Grappa also bestenfalls
bei östlichen Windrichtungen in Frage.
Am nächsten Tag regnet es wieder. Ich trete mit dem Gefühl, trotz allem,
nicht das letzte Mal hier gewesen zu sein, meine Weiterreise an.