Endlich: Überm Donnersberg

Das stabile Hoch nördlich von uns wird von einem Spanientief bedrängt. Das verdirbt uns noch nicht das schöne Wetter, bringt aber soarbaren Nordostwind. Nach einem Absaufer letztes Wochenende, will ich mein Glück mal wieder am Donnersberg versuchen. Der ist näher zu fahren als Neumagen. Und ein Nordeinschlag kommt in Neumagen sowieso ungemütlich daher, zusätzlich zu den dortigen Problemen mit der neuen Rampe. Nach der Geschichte von Nichtfliegen am Donnersberg wird es außerdem Zeit für eine mit Flug- oder Luftbildern.
Der Donnerberg ist ein altgedientes Drachenfluggelände. Es hat viele spezielle Eigenschaften, die dort beim Fliegen Angst machen. Der Flug findet praktisch die ganze Zeit über Wald statt. In publizierten Fluggeländebeschreibungen findet man immer GPS-Koordinaten für die Start- plätze. Das nützt nur gar nichts ohne einen ordentlichen Landeplatz. Also suche ich den immer zuerst. Davon gibt es rund um Dannenfels, dem Dorf unterm Donnersberg gleich drei. Der Gleit- schirmlandeplatz ist direkt an der Straße. Praktisch, aber er ist völlig untauglich für Drachen im Hang gelegen, an der Waldkante, umgeben von Hindernissen. Ein offizieller Drachen-Landeplatz liegt im Gleitwinkel geradeaus unterhalb der Rampe. Lange darf man nach dem Start nicht um Höhengewinn kämpfen, sonst wird es spannend, die vorgelagerte Hochspannungsleitung noch zu überfliegen. Die Peilung auf den Platz sollte dann auch stimmen. Die Landewiese wird im hinteren Teil immer steiler abschüssig. Zu hohes Anfliegen und Überschießen führt zu einer sehr ungemütlichen Landung. Ein weiterer Landeplatz bei der Flugschule Donnersberg,die ihren Schwerpunkt auf der UL-Fliegerei hat, liegt knapp 2 km entfernt quer überm Dorf. Er ist von der Startrampe aus mit 230 m Höhe nicht ohne Höhengewinn erreichbar. Dann aber ist hier ideales Landen möglich mit viel Platz und in Hauptwindrichtung leicht bergauf. Insgesamt gesehen ist hier also kein Einsteiger-taugliches Fluggelände.
Landschaftlich ist der Berg dafür einzigartig. Mit seiner Form wie ein angebissenes Croissant steht er als Solitär hoch über dem idyllischen rheinhessischen Hügelland. Bei NO wird er frei angeströmt. Wind findet sich hier immer ein bisschen mehr, als angesagt.
Gleitschirmflieger haben hier eine ideale Drachenrampe gebaut. Die ist so breit, dass auch ein fähiger Gleitschirmpilot (B-Schein-Pflicht) darüber starten kann. Früher stand die Rampe am Rand der Startschneise im Wald. Daneben sollten die Schirme raus. Für beide schlecht, weil kein Seitenwind toleriert werden konnte. Die neue Rampe steht jetzt in der Mitte. Oberhalb der Rampe ist nun eine Lichtung, in der genau eine Schirmkappe Platz zum Auslegen und Aufziehen findet.
Letzte Woche waren hier die Gleitschirme hoch, wir mit Drachen glitten direkt zum Landeplatz. Heute winken die Bäume freundlich mit den Ästen. Bereitwillig leisten die Gleitschirmpilotenden Drachenkollegen Starthilfe. Nicht viele Schirme trauen sich heute in die Luft. Und diejenigen, die doch rausstarten, führen sehr merkwürdige Turn- übungen vor. Kappe waagerecht vor dem Piloten, Kappe waagerecht dahinter… "~Training" mag das wohl sein, mit "Sicherheit~" hat das aber mit Sicherheit nichts mehr zu tun.
Ein Turmloser und ein anderer Nasensporn starten vor mir. Zu dritt teilen wir uns den weitläufigen Luftraum. Weil ich mit meinem alten Saphir am meisten Fläche habe, bin ich hier im Hangaufwind im Vorteil und bewundere die moderneren Flügel von oben. Natürlich kurbeln mich in den gelegentlichen Thermikblasen die alterfahrenen Piloten aus ...
Nach stundenlangem Herumschweben bin ich irgendwann satt und fliege raus zum Flug- schullandeplatz. Auch weiter draußen trägt es. So komme ich mit genug Höhe für eine lehrbuchmäßige Landeeinteilung an. Ich will mich ja vor der versammelten Fliegergemeinde nicht blamieren. Schließlich soll das hier mein neuer Hausberg werden.
Abends dann die Überraschung: Zum ersten Mal seit ich es benutze, hat die GPS-Aufzeichnung versagt. 500 km/h über Grund soll ich geflogen sein? Die Antennen auf dem Gipfel, neben denen man herum fliegt, scheinen den GPS Empfang zu stören.
Egal, "Dä Donne´sbähsch is dä´ Hammäh !" wie es im ortsüblichen Släng heißt ...
WinDfried (Sonntag, 29.04.2007)