Hinterweiler? Neumagen!

Wochenend und Sonnenschein. Wenig Wind ist angesagt. Ich bin mit anderen Drachenpiloten in Hinterweiler verabredet. Bei sanften Herbstbedingungen habe ich Lust, mal wieder das extra schnelle Hinterherfliegen hinter dem UL zu üben.
Der Bergstart ist für mich zwar die Königsdisziplin. Aber die anderen Startarten will ich auch nicht wieder verlernen. Ich bin noch auf der A48 als ich über Händy erfahre, dass in Hinterweiler wegen zuviel Wind aus Ost nicht geflogen, zumindest nicht geschult wird. Die Startpiste in Hinterweiler verläuft zwar ungefähr von NO nach SW. Allerdings hat sie nach SW ein wenig Gefälle. Bei NO müssten die Schleppverbände bergauf starten. Und das mögen die dortigen Trike-Piloten nicht. So erklärt sich die Aussage "wenn die Gleitschirme am in Sichtweite gelegenen Fluggelände `Dreiser WeiherŽ sich halten können, fliegen wir hier oben nicht mehr". Im merkwürdigen Widerspruch dazu steht, dass mir ein anderer Hinterweiler Pilot mit religiöser Inbrunst erklärt, bei Nordost kämen von Hinterweiler die längsten Streckenflüge zustande. Ich habe gelesen, dass in Deutschland bei NW (labiles Rückseitenwetter) am weitesten geflogen wird. Aber im Südosten von Hinterweiler setzt der Verkehrsflughafen Hahn Streckenflügen bei NW ein jähes Ende.
Zuviel Wind aus Ost? Das gibt es gar nicht. Dann können wir in Neumagen, am Meerfelder Maar oder am Donnersberg endlos fliegen. So schlau waren die anderen auch schon. Sie sind unterwegs nach Neumagen. Dort komme ich als erster an, weil schon auf der Rennstrecke dorthin. Eine Menge andere Drachenpiloten hatten wohl einen anderen Wetterbericht als ich. Jedenfalls sind schon etliche in der Luft und bleiben sauber oben. Weil ich eigentlich UL-Schlepp fliegen wollte, habe ich den Foil, meinen alten Turmhochleister dabei. Dann muß der heute mal zeigen, wie er in schwachem Hangaufwind trägt.
Als die anderen eintreffen, habe ich schon aufgebaut. So bekomme ich fröhliche Starthilfe. Und Kathi schießt ein paar nette Bildchen mit meiner Kamera. Danke! Später sehe ich von oben den Bico-Doppelsitzer- Drachen startbereit auf der Rampe. Pilot und Passagierin Kathi rennen bis zum letzten Brett der Rampe. Knapp über den Bäumen erreicht der Bico den freien Luftraum und steigt ins Aufwindband ein.
Wenig später soaren wir auf gleicher Höhe herum und winken uns gegenseitig zu. Mit anderen guten Fliegerfreunden, die ich viel länger kenne, war ich noch nie so lange gleichzeitig in der Luft. Die Landung mit dem Doppelsitzer sieht von oben harmlos aus. Als ich auch satt geflogen bin, ziehe ich die VG stramm und pfeife über die Mosel.
Am Landeplatz hat unterdessen der Wind gedreht. Er kommt jetzt gegen alle Gewohnheit quer zur Mosel. Also verlängere ich meine Landeeinteilung und fliege von der Moselseite aus den Landeplatz an, wie ich es bei Starrflüglern hin und wieder schon gesehen habe. Am Landeplatz gibt das dann viel Gelächter, weil das einen Moment lang nach einer nassen Landung ausgesehen hat. Ich kann nicht immer gutes Vorbild sein. Ich kann aber ganz gut andere mit meiner Begeisterung mitreißen. Immerhin ging meine Landung noch auf die Füße ...
WinDfried (Samstag 09.09.2006)