Hokuspokus am Melibokus

Es ist schon merkwürdig, dass sich gegen den hessisch- badischen "Malschen", als der der Berg in meiner Landkarte eingezeichnet ist, die altlateinische Variante durchsetzt.
Über den Berg habe ich schon etliche Geschichten gehört. Man würde nicht oh- ne Höhengewinn zum Landeplatz gelangen. Der Flug verlaufe, beängstigend, die ganze Zeit über Wald. Der Aufbauplatz sei felsig und winzig. Der Berg bietet immerhin 400 m Höhe von der steilen, schmalen Rampe bis zum großen ebenen Landeplatz. Ein richtiger Höhenflug weit nördlich der Donau, mit Blick auf die Hochhaustürme von Frankfurt und die Kühltürme vom Atomkraftwerk Biblis.
Heute herrschen scheinbar ideale Bedingungen für einen Versuch dort zu einem schönen Flug zu kommen. Wenig Wind aus NW, Rückseiten Wetter, schon morgens bildschöne Cumuli. Der Meli bietet keine Soaring-Kante. Also nützt stärkerer Wind wenig. Man muss auf den wenigen Metern einen Thermik-Einstieg finden. Ein bisschen Gezaubere ist also schon bei der Fliegerei hier dabei.
Am späten Vormittag, als ich ankomme, sehe ich gleich Drachen hoch über der Antenne. Der örtliche Meister ist schon weg auf Strecke, ohne Wiederkehr über den Odenwald.
Eine alegere Drachen-Fliegergemeinde trifft sich am Landeplatz. Die Auffahrt zum Start ist nur zur vollen Stunde mit den Vereins- leuten erlaubt, die eine schriftliche Auffahrtgenehmigung für die Windschutzscheibe haben. Das birgt den Vorteil, neben dem eigenen Auto landen zu können. Alle animieren mich als Neupiloten am Berg, es mit einem Flüglein zu versuchen. Detailliert bekomme ich die Stellen beschrieben, wo ich auf die Hausbärte hoffen darf: Grillhütte, Burg, Villa mit Laube und Pool. Auch zu einem zweiten Versuch werde ich ermuntert, nachdem ich beim ersten Mal abgesoffen bin. Auch kurz vor mir starten noch Locals und drehen auf. Mir kommt das wie von Zauberhand vor. An derselben Stelle finde ich nur einen schwächlichen Nullschieber. Viel mehr als ein paar Minuten kann ich meine Flüge hier nicht verlängern.
Ich bleibe nicht der einzige, der absäuft. Auch zwei Angelsachsen mit einem Tandem gönnen sich einen Abgleiter mit einem Tandem- Einfachsegler ins atemberaubende Panorama. Die schönen Cumuli sind inzwischen in sich zusammengebrochen, wie weggezaubert. Die Fotos entstehen mit meiner Kamera, die ich am Landeplatz einer netten Pilotin in die Hand gedrückt habe, Danke Anja! Die Herausforderung es wieder hier zu versuchen ist aber geweckt. Von hier die Bergstraße herunter zum Ölberg zu fliegen, wäre ein wirklich reizvoller Streckenflug.
WinDfried (15. September 2007)