Weiter geht es
mit dem seltenen Südost.
Gestern ging es gut in Hönningen
an
der Ahr. Heute kommt eine Clique
zusammen und ich schlage vor, mal ein
bisschen weiter zu fahren, zu unseren Flieger-
freunden von den Drachen- und
Gleitschirm-
fliegern
Rhein-Mosel-Lahn.
Lasserg bietet eine
steile Hangkante fast 200m über der Mosel. Gegen-
über
kommt ein kleines Seitental mit dem Baybach
vom Hunsrück. Wenn von dort der
Wind kommt,
strömt er voll den Hang hinauf. Der Flug über der Burg
Bischofstein ist spektakulär. Ist man aber auf Höhe der
Burg abgesunken,
wird es Zeit den Landeplatz bei
Burgen auf der
anderen Moselseite
anzupeilen. Sonst
kann es knapp werden, mit
genügend Höhe über die
Mosel zu kommen. Ist man erstmal unten gelandet,
fan-
gen die Probleme an. In beiden
Richtungen des Flusses
kommt erst nach mindestens 5 km
die nächste Brücke.
Im
Sommer ist zumindest am Wochenende ein Fähr-
boot da. Beim letzten Mal hat
der nette Fährmann mich
sogar mit Drachen auf die andere Seite übergesetzt.
Der Fußweg zurück
zum Parkplatz ist dann nur noch eine starke halbe Stunde.
Die Wiese hinter dem Startplatz ist aber auch gut als Top-Landeplatz
geeignet. Oder man fliegt hinter die Kante Richtung Maifeld ab,
über etliche Kilometer hindernisfreies beackertes Hügelland.
Lasserg ist ganz klar ein Gleitschirm-Mekka.
Oft sind mehrere Dutzend
Piloten da und der Startplatz wird zur allegren Partyzone.
Ich
fahre
dort gerne nur hin, wenn sehr kräftiger Südost-Wind zu erwarten ist. Dann pokern
viele Gleitschirm-Piloten auf sanftere Beding-
ungen,
oder Bodenhandling. So
gibt es mit Drachen die Chance auf Obenbleiben und auf freien Luftraum.
Gepokert wird hier viel.
Es gibt
Tage, da landet niemand unten. Aber wir
haben auch Momente, wo es den Drachen nicht genug, den Gleitschirmen aber
noch zu
viel ist.
Weil es heute ziemlich kühl ist, befürchten wir heute
keinen Massenansturm.
Als wir ankommen, hat aber
schon ein Pilot seinen Schirm in der Luft. Auch
als ich
den Drachen endlich aufgebaut habe, vergnügt er sich
bei Flughöhe 2
m über Grund.
In einer Phase, wo der
Wind mal auffrischt, starte ich über die steile
Kante
und komme gleich ein paar Meter hoch. Ich soare
die Kante zweimal
entlang und lande
oben, weil
ich merke, dass ich die Höhe
nicht halten
kann.
Inzwischen versuchen auch Guido und Kai ihr Glück
mit ihren Schirmen
und hoch geht´s.
Etwas später
versuche ich es noch einmal, diesmal sogar mit
Starthelfern -
Danke Kollegen!
Wieder kann ich auf gleicher Höhe die Kante
abfliegen. Dann an einer Stelle
hebt es mir einen Flügel
und ich versuche mal einen Kreis. Zu meiner
freudigen
Überraschung verläuft der fast ganz im Steigen.
Und etliche
weitere folgen. Das ist kein dynamisches
Hangaufwind-Fliegen mehr. Der
Windversatz hinter
die Kante ist viel zu gering. Heute fliege ich Thermik.
Wer hätte das Anfang Januar zu hoffen gewagt?
Aus der Luft beobachte ich,
wie sich der Startplatz plötz-
lich mit etlichen Gleitschirmen füllt. Beim
Knipsen vernichte ich
einen Teil der geschenkten Höhe wieder.
Nach einer
halben Stunde
wird es für mich zu schwach, ich saufe ab und muss zum
unteren Landeplatz.
Das ist heute nicht schlimm, nichtfliegende Begleitung ist dabei. Auch
Guido kommt aus Solidarität zu mir runter zur Landung. Mit einem dritten
Gleitschirmflieger, der abgleitet, lohnt sich die Fahrt uns abzuholen.
Danke Marion!
Später füllt sich der Himmel mit zehn und mehr Gleitschirmen.
Ich bin zu
faul, noch mal den Drachen aufzubauen und halte mich als Fahrer bereit.
Auch Guido und Kai bekommen noch weitere schöne Starts
und Flüge. Niemand
muss mehr zum unteren Landeplatz. Und das im Januar!
Nachtrag: Am Samstag 14. Januar bin ich in der Hoffnung auf Wiederholung
wieder nach Lasserg.
Heute allerdings liegt das ganze Moseltal in einer
eisigen Kaltluftschicht bis knapp über Startplatzhöhe.
Kein Lüftchen regt
sich trotz angesagten 4 Beaufort SO. Das kann man auch am dichten Dunst sehen.
Der verdichtet sich oben auf dem Maifeld zu Nebelbänken unter dem Deckel
der stabilen Inversion.
Etliche weitere Piloten sind mit der gleichen
Hoffnung angereist. Alle bekommen direkte Abgleiter
vom Start zum Landeplatz. Andere verzichten lieber auf den Start bei Null Wind.
So finden
sich auch Fahrer für die umständliche Rückhol-Logistik.