Lasserg - Hangaufwind oder erste Thermik 2006

Weiter geht es mit dem seltenen Südost. Gestern ging es gut in Hönningen an der Ahr. Heute kommt eine Clique zusammen und ich schlage vor, mal ein bisschen weiter zu fahren, zu unseren Flieger- freunden von den Drachen- und Gleitschirm- fliegern Rhein-Mosel-Lahn.
Lasserg bietet eine steile Hangkante fast 200m über der Mosel. Gegen- über kommt ein kleines Seitental mit dem Baybach vom Hunsrück. Wenn von dort der Wind kommt, strömt er voll den Hang hinauf. Der Flug über der Burg Bischofstein ist spektakulär. Ist man aber auf Höhe der Burg abgesunken, wird es Zeit den Landeplatz bei Burgen auf der anderen Moselseite anzupeilen. Sonst kann es knapp werden, mit genügend Höhe über die Mosel zu kommen. Ist man erstmal unten gelandet, fan- gen die Probleme an. In beiden Richtungen des Flusses kommt erst nach mindestens 5 km die nächste Brücke. Im Sommer ist zumindest am Wochenende ein Fähr- boot da. Beim letzten Mal hat der nette Fährmann mich sogar mit Drachen auf die andere Seite übergesetzt. Der Fußweg zurück zum Parkplatz ist dann nur noch eine starke halbe Stunde. Die Wiese hinter dem Startplatz ist aber auch gut als Top-Landeplatz geeignet. Oder man fliegt hinter die Kante Richtung Maifeld ab, über etliche Kilometer hindernisfreies beackertes Hügelland.
Lasserg ist ganz klar ein Gleitschirm-Mekka. Oft sind mehrere Dutzend Piloten da und der Startplatz wird zur allegren Partyzone. Ich fahre dort gerne nur hin, wenn sehr kräftiger Südost-Wind zu erwarten ist. Dann pokern viele Gleitschirm-Piloten auf sanftere Beding- ungen, oder Bodenhandling. So gibt es mit Drachen die Chance auf Obenbleiben und auf freien Luftraum. Gepokert wird hier viel. Es gibt Tage, da landet niemand unten. Aber wir haben auch Momente, wo es den Drachen nicht genug, den Gleitschirmen aber noch zu viel ist.
Weil es heute ziemlich kühl ist, befürchten wir heute keinen Massenansturm. Als wir ankommen, hat aber schon ein Pilot seinen Schirm in der Luft. Auch als ich den Drachen endlich aufgebaut habe, vergnügt er sich bei Flughöhe 2 m über Grund.
In einer Phase, wo der Wind mal auffrischt, starte ich über die steile Kante und komme gleich ein paar Meter hoch. Ich soare die Kante zweimal entlang und lande oben, weil ich merke, dass ich die Höhe nicht halten kann.
Inzwischen versuchen auch Guido und Kai ihr Glück mit ihren Schirmen und hoch geht´s. Etwas später versuche ich es noch einmal, diesmal sogar mit Starthelfern - Danke Kollegen!
Wieder kann ich auf gleicher Höhe die Kante abfliegen. Dann an einer Stelle hebt es mir einen Flügel und ich versuche mal einen Kreis. Zu meiner freudigen Überraschung verläuft der fast ganz im Steigen. Und etliche weitere folgen. Das ist kein dynamisches Hangaufwind-Fliegen mehr. Der Windversatz hinter die Kante ist viel zu gering. Heute fliege ich Thermik.
Wer hätte das Anfang Januar zu hoffen gewagt?
Aus der Luft beobachte ich, wie sich der Startplatz plötz- lich mit etlichen Gleitschirmen füllt. Beim Knipsen vernichte ich einen Teil der geschenkten Höhe wieder. Nach einer halben Stunde wird es für mich zu schwach, ich saufe ab und muss zum unteren Landeplatz.
Das ist heute nicht schlimm, nichtfliegende Begleitung ist dabei. Auch Guido kommt aus Solidarität zu mir runter zur Landung. Mit einem dritten Gleitschirmflieger, der abgleitet, lohnt sich die Fahrt uns abzuholen. Danke Marion!
Später füllt sich der Himmel mit zehn und mehr Gleitschirmen. Ich bin zu faul, noch mal den Drachen aufzubauen und halte mich als Fahrer bereit. Auch Guido und Kai bekommen noch weitere schöne Starts und Flüge. Niemand muss mehr zum unteren Landeplatz. Und das im Januar!
Nachtrag: Am Samstag 14. Januar bin ich in der Hoffnung auf Wiederholung wieder nach Lasserg. Heute allerdings liegt das ganze Moseltal in einer eisigen Kaltluftschicht bis knapp über Startplatzhöhe. Kein Lüftchen regt sich trotz angesagten 4 Beaufort SO. Das kann man auch am dichten Dunst sehen. Der verdichtet sich oben auf dem Maifeld zu Nebelbänken unter dem Deckel der stabilen Inversion. Etliche weitere Piloten sind mit der gleichen Hoffnung angereist. Alle bekommen direkte Abgleiter vom Start zum Landeplatz. Andere verzichten lieber auf den Start bei Null Wind. So finden sich auch Fahrer für die umständliche Rückhol-Logistik.
WinDfried (Sonntag 8.1.2006)