Das sterbende "April-Sommer-Hoch" bäumt sich noch einen Tag mit kräftigem Ostwind auf.
Ein paar Flugstunden
reicher habe
ich nicht
schon wieder
Lust auf
den Donnersberg.
Außerdem ist heute
eher eine
Tendenz aus
Süd mit drin und die ist dafür nicht so gut.
Warum nicht mal wieder Neumagen?
Eine nette Truppe
um einen
der wenigen
rührigen Drachenfluglehrer
in unserer
Region ist zu
einem Ausflug
dorthin verabredet.
Ich will
mich dazugesellen.
Dort angekommen ist
Katastrophen-Stimmung: Die
Trierer Drachenflieger
machen ernst und bewachen ihre verbaute neue Rampe, um das Startverbot
bei über 20
km /
h Wind
durchzusetzen. Der
Windsack schlägt
wütend
durch die Gegend.
Definitiv ist
das hier
kein schulungstaugliches
Wetter.
Ich habe einen nicht unbekannten Fluglehrer im Kopf
mit "am Meerfelder Maar kann man auch bei sehr viel Wind noch
fliegen." Das habe ich vor zwei Jahren schon mal erfolgreich erprobt.
Ich verkünde lautstark,
dass ich
dorthin wechseln
werde (30
km).
Für die Fliegerclique liegt das auf dem Heimweg, sie schließen sich an.
Das Meerfelder Maar
war früher
ein Brennpunkt
der Drachenfliegerei.
Etliche Flugschüler haben
sich mit
dem Flug
durch die
Saufzone über
das Wasser ihre
Anfangstraumata geholt. Mit den primitivsten Schulungs-
drachen wurden hier
schon große
Startüberhöhungen und
Toplandungen
erflogen. Geologisch ist
das Maar
ein kreisrunder
ehemaliger Vulkankater.
Unten ist ein Dorf, ein See und eine riesige Landewiese. Es gibt einen Haupt-
startplatz für Süd
und einen
weiteren für
Ost. Früher
gab es
scheinbar auch
für West und Nord Startmöglichkeiten, die heute kaum noch zu erkennen sind.
Der Wind weht
kräftig - auch hier. Aber angenehm gleichmäßig, nicht so böig,
wie vorhin in Neumagen. Einige Modellsegler sind da und führen spektakuläre
Manöver vor. Ich
frage einen
von ihnen,
ob er
mit seinem
Modell die
Schneise am Oststart
durchfliegen würde. Ungern, lautet seine Antwort,
das wäre die Stelle mit den meisten Turbulenzen ... Als ich eröffne,
dass ich ein
bisschen Drachenfliegen
wollte, teilt man mir mit,
Säge, Astschere, Seile usw. habe man bereit.
Leider ist das
hellgrüne Gemüse,
das die
Schneise
langsam aber sicher zuwuchert auch schon wieder
höher geworden. Dem geländehaltenden Verein
und Flugschule fehlt
offensichtlich der
Elan
dieses landschaftlich wunderschöne
Fluggelände vernünftig zu erhalten.
Gleitschirmflieger müssen es aber
kürzlich hier
versucht haben. Der Startplatz ist gespickt mit
Flatterbändern. Und es
gibt auch Phasen, wo
die alle bergauf
zeigen. Optimistisch
baue ich
meinen Flattervogel auf. Freundliche Starthilfe
trudelt zahlreich ein.
Einen langen
flachen
Laufstart gilt es
hier durchzustehen,
damit
in der flachen Schneise der Flügel schon fliegt.
Wohl wissend, dass
ich hier
die Zerstörung
meines Gerätes -
wenn nicht
mehr -
riskiere,
versuche ich mein Glück. Gleich beim Startlauf
bekomme ich einen Leewirbel von den Bäumen
rechts der Schneise
auf die
Mütze. In
wenig
koordinierten S-Schleifen eiere
ich raus.
Über dem Grünzeug
in der
Schneise habe
ich
gerade so 10
cm Abstand.
Vom Modellflieger-
Startplatz höre ich
sonores Gelächter.
Gleich
vor der Schneise
finde ich
ein sattes
Aufwindband.
Vor Erleichterung lachend
soare ich
eine Stunde
hier
herum. Die unbemannten Fliegerkollegen machen Mittags-
pause und halten
den Luftraum
für mich
sauber, Danke.
Die Windrichtung schwankt hier oben zwischen Nordost
und Südost. Unten beim Maibaum an der Landewiese
raucht ein Grillfeuer,
da kann
ich rechtzeitig sehen
was los ist.
In dem
runden Kessel
lässt sich
immer eine Stelle
finden, wo
es noch
trägt.
Heute schießt ein
echter Profi-Photograph
ein paar idealisierende Bilder, Danke Dirk!
Als letzte fährt Katharina vor. Ihr Auto erkenne ich aus der Luft am quietschorangen Packsack des
Club 15 auf
dem Dach.
Sie verfährt
sich und
hält zum
Orientieren unterhalb
der Startschneise
am Waldrand. Ich mache mir einen Spaß draus, meinen Schatten auf ihrem Auto einzuparken.
Einen der wenigen
Thermikblubber nutze
ich aus
und gewinne
300 m
Startüberhöhung.
Das reicht mir, um nach hinten bis auf die ebene Kuppe zu fliegen zu einer Top-Landung.
"Nicht schulungstauglich"
ist das
einhellige Urteil
der versammelten Drachenflieger-Gemeinde.
Abends gönne ich mir noch ein Bad im
schon warmen Maarsee. Den Angstschweiß des Piloten
werde ich so
los. Der riecht am schlechtesten.