Nach einer langen Arbeitswoche wache ich am
Samstagmorgen um 8:00 Uhr auf
und fühle mich
total ausgeschlafen. Ein Blick zum Fenster zeigt
mir
wunderbare Sonne. Sofort kommt so viel
"abschwibelle Energie" auf,
dass sie mir zu denOhren herauskommt. Ich halte
mit Ian Andersons
"The Jasmine Corridor", meinem derzeitigen Lieb-
lingslied,
dagegen.
Erstmal liegen die Täler noch im
Nebel. Von oben kann man sehen, wie die
Sonne
den Nebel aufleckt. Während am Anfang der Woche
mein Barometer noch
neue Tiefenrekorde weit unter 1000 hPa
zeigte,
steht es jetzt auf ebenfalls
rekordnahen 1040 hPa.
Heute Nacht
hat es allerdings knackig gefroren, und
viel Reif liegt. Ich will nach "viel Drachen" aussehen und breche mit zwei
"Zigarren"
auf dem Autodach auf.
Ab 12 Uhr ist heute das Nikolaus-Fliegen bei unserem Verein DGC
Siebengebirge angesagt.
Das Büffet auf der abendlichen Weihnachtsfeier will
verdient sein. Mir scheint eher Nullwind aus Südwest zu gehen,
ausgelobt
ist aber der Forstberg in Hönningen
an der Ahr ("... und wären wir dann auch
den Rheinwein mal leid,
machen wir eine Spritztour zur Ahr..."). Mit Worp 3
brause ich ins Ahrtal. Kurz vor Mayschoß kommt die Sonne heraus.
Auch hier
im "Flachland" gibt es Wölkchen unter Startplatz-Höhe.
Über Hönningen gibt es zwei Startplätze für Ost und für Süd.
Das Tal - hier
oben in der Eifel schon ohne Weinberge - verläuft dort in einem beinahe
rechtwinkligen Knick. Wenn der Wind
aus einer der Talrichtungen weht,
strömt er genau auf den jeweiligen Start. Der Wetterhahn auf dem Kirchturm
wird von den Locals
als zuverlässigster Windrichtungsanzeiger empfohlen.
Für Winterabgleiter ist der neue Südstartplatz ganz dankbar. Er ist mit 190 m
unser höchster Berg im DGC-Land.
Auf meine "Auf geht´s zum Fliegen"-Rund-SMS reagiert Martin, der
Ahr-Winzer,
mit dem
ich zusammen die Drachen-Grundausbildung in der Eifel
gemacht hatte. Er hat sich vor ein paar Wochen schwer verletzt.
Nein, nicht
beim Flugsport - sondern dort wo die meisten Unfälle passieren: Zuhause. Er
kann noch nicht wieder fliegen.
Aber er will die Startplätze endlich kennen
lernen. Da haben wir einen Fahrer, danke Martin!
Wir organisieren uns als Fahrdienst, laden am Landeplatz die Gleitis ein,
die da sind.
Dieser Landeplatz ist groß, will sagen lang.
Und er reicht
genehm, um auch mit Drachen zu landen.
Ein bisschen seltsam sind die
Stromleitung am westlichen Ende
und besonders das große Holzkreuz am
anderen. Auch die große Scheune
und den kleinen Apfelbaum&n sp; haben schon
einmal Gleitschirm-Piloten getroffen,
an einem Sommertag, mit zu viel
Thermik, um über dem Landeplatz herunter zu
kommen.
Trotzdem ist das hier
eindeutig eher ein Gleitschirm-Genußflieger-Gelände.
Dieses Jahr
wurden
hier auch schon weite Streckenflüge mit Schirmen gestartet.
Alle sind erstmal am Oststart, aber hier kommt der Wind von scharf rechts.
Nix wie weg, zum Südstartplatz. Hier kommt er komischerweise von links
hinten,
obwohl im Tal die Rauchfahnen etwas anderes versprechen. Spielt uns
hier der gefrorene
Boden seine Streiche? Oder ist es mehr das konfuse
Lokal-Windsystem?
Na ja, solide Nullwind-Phasen
sind auch dabei, also baue ich auf. Bald
startet der erste Gleitschirm-Pilot und kommt auch gut raus.
Mit meinem
treuen "Pink Panther" starte ich bald
danach und bekomme einen kurzen
dynamischen Abgleiter in strahlender Sonne.
Eine Gelegenheit zur Auffahrt
zum Start ergibt sich schnell.
Noch ein Flügel will herunter geflogen
werden.
Doch am Südstart ist inzwischen Aufbruchs-Stimmung,
man will weiter
wandern zum Oststart. Da passt
inzwischen auch der Wind.
Heute ist einer
der seltenen Tage, wo abwechselnd von beiden Startplätzen geflogen wird.
Nur ich bleibe mit meinem aufgebauten Drachen und will auf meine Chance
warten. Die kommt auch und ich renne los.
Doch was ist das? Der Drachen
macht Anstalten mich zu überholen! So ähnlich habe ich am Oststartplatz
hier schon mal
einen schmerzhaften Schaden erlitten. Ich werfe mich
stolpernd aber mit vollem Schwung nach vorne. Der Drachen fängt
an
zu
tragen,
aber er setzt mit den Rädern auf. Wie ein Flummy prallt er ab und
mühsam fledere ich in den freien Luftraum.
Zu den Baumwipfeln unterhalb des
Startplatzes bleibt diesmal nicht mehr
viel Abstand (von "Abschweb"en keine
Rede.).
Habe ich die Tendenz eines Nasensporn-Drachens zum Unterschneiden
unwillentlich ausgetestet ? Oder hatte ich einfach bloß zu viel Rückenwind?
Nur gut, dass ich die dicken, fetten Lufträder von Stefan Mühl am Saphir
montiert hatte. Die haben heute gute Dienste geleistet.
Noch zitternd von
dem Schreck versaue ich die Landung und meine Hose
und schrummse den
Nasenbär auf die Nase. So etwas brauche ich
nicht öfter! Irgendwann hat
mein Schutzengel mal was anderes zu tun.
Die Weihnachtfeier im Hotel Strandcafe danach wird dann richtig nett!