Raumberg

Heute habe ich keinerlei Lust weit durch die Gegend zu fahren. Die feuchte Südostlage ist sehr ungewöhnlich. Die Runde Lasserg, Neumagen würde sich anbieten. Aber das bedeutet abends 250 km auf dem Zähler ...
Die hiesige Gleitschirmszene freut sich auf einen ergiebigen Flugtag am Raumberg bei Meisenheim. Dem unscheinbaren 150-m-Buckel habe ich nicht sehr viel zugetraut. Aber Lukas Etz, der Crack vom Melibo- kus fragte mit mit leuchtenden Au- gen, ob ich diesen Startplatz kenne, wenn ich dort in der Nähe wohne.
Er hat auch von hier schon seine Monsterflüge gestartet. Scheinbar gibt es im Sommer gute Thermik.
Es ist noch nicht Sommer und ohne große Erwartungen geselle ich mich dazu.
Werbung verträgt das Gelände allerdings nicht. Die Naturschützer haben unserem Nahetäler Verein nur 15 Flugtage pro Jahr zugestanden. Wer die zählt ? Keine Ahnung. Aber Anwohner, die maßregelnd auf Flieger einwirken gibt es hier reichlich. Man wird angesprochen, wenn man die falschen Wege zu Start- und Landeplatz befährt. Tage mit der hier geeigneten Windrichtung Südost sind zum Glück entsprechend selten. Die üblichen Verdächtigen bekommen heute verlängerte Soaringflüge, auch mal einen thermi- schen Heber. Ich genieße meinen verlängerten Abgleiter. Dabei sind wieder mehrere Kameras auf mich gerichtet, sodass hier schöne Bilder gezeigt werden können. Dank an Udo H. und Micha K.
Nicht ohne Stolz treffe ich den derzeit winzigen Landeplatz. Es ist vor der Kläranlage das kleine Wiesendreieck, im Bild oben unter meiner linken Flügelhälfte. Über die frisch gepflügten Äcker ist der Anflug natürlich schon gefahrlos möglich. Im Herbst, wenn alles abgeerntet ist, ist die Landesituation dann wieder optimal. Im Vordergrund liegt das namensgebende Dörfchen Raumbach, mit empfehlenswerter Eisdiele. Im Hintergrund Meisenheim. Das erlangte im Dritten Reich wegen einer psychiatrischen Anstalt traurige Berühmtheit. An Geist oder Seele erkrankte Patienten wurden hier statt Hilfe zu erhalten, für „Führer, Volk und Vaterland“ ermordet. In der idyllischen Landschaft gibt es neben ordentlich bewirtschaftetem Ackerland weitere braune Flecken. Ein wenige Kilometer entfernt verorteter drachenfeindlicher reiner Gleitschirmclub ist nach dem Führerprinzip verfasst: Wer höher aufdreht, als der Vorsitzende muss € 2,50 Strafe zahlen.
Die hiesigen Cracks legen es darum gerne darauf an, auf Streckenflug dort vorbei zu gleiten, mit gelockertem Mittelfinger.
Einen zweiten Start-Versuch gebe ich wegen zu sehr gedrehtem Wind auf und baue oben wieder ab. Der Startplatz ist groß und flach. Viel Laufen ist gefordert. Beim Abflug aber muss man eng zwischen zwei Buschgruppen durch, die bei Seitenwind biestige kleine Leewirbel bilden. Das brauche ich heute nicht mehr.
WinDfried (Samstag 15. März 2008)