2.6. Mittags sind wir in Sand. Ein Starrflügel-Pilot ist gelandet. Er sei auf 3200 m gewesen, er sei mit 11 m / sec gestiegen und mit 9 m / sec gesunken, er habe Anst gehabt. Auf Startplatzhöhe pfeifen heftige Böen. Wir wandern nach Oberpoj Wirtin den Umsatz und macht auf. Kaminwurzen mit Meerrettich ist hier so lecker, dass wir weitere Male wiederkommen. Später demonstriert ein Gleitschirmpilot das Starten in der Leewalze und das Sinken im Lee. Wir sind beeindruckt und können uns das verkneifen. Hoffentlich ist der Nordföhn bald vorbei.
3.6. Der Wind ist weg. Gisela macht gleich den ersten Abgleiter mit, das ist ihr erster Höhenflug seit einem Jahr.
Mittags will sie gleich nochmal - und zeigt gleich allen, wo es hochgeht!
Ich starte auch, habe Gisela längst aus den Augen verloren, es ist wunderbar ruhige Thermik hier, drifte zum Grat und weiter übers Pojental zum nächsten Grat - mühelos auf 2800 m.
Plötzlich entdecke ich Gisela. Gleiche Höhe, aber etwa 3 km östlich. Ich flieg zu ihr hin, verliere aber so viel Höhe, dass sie weit über mir bleibt - unerreichbar. Ja, ich muss mich wieder aufs Steigen konzentrieren. Das gelingt mir auch, bald habe ich den Großen Moosstock unter mir gelassen, drifte weiter zum Durreck, jetzt habe ich den Zillertaler Hauptkamm gegenüber auf Augenhöhe. Gisela ist weggeflogen. Ich bin ganz allein an der Wolkenbasis auf 3500 m.
Blick nach Südost: Hochgall (3436 m) und Schneebiger Nock (3358 m) in der Rieserfernergruppe
Blick nach Nordost: die Venedigergruppe
Blick nach Nordwest: der Zillertaler Hauptkamm mit Gr. Löffler (3379 m) (links)
Blick nach Süden: Die westliche Rieserfernergruppe, dahinter die Dolomiten mit Civetta (rechts)
Blick nach Südwest: Das Pojental zwischen den zwei Kämmen. An der Stufe ins Haupttal liegt die Jausenstation. Etwas rechts vom linken Bildrand ist der Startplatz zu erkennen.
Ein Stück talaus: Blick Richtung Bruneck.
Ein Teil unserer Teilnehmer haben noch nicht genug und geben sichs (sie waren auch nicht so hoch wie Gisela und ich).
Derweil ist es Zeit, uns um den kaputten Anlasser zu kümmern. Dicht am Startplatz haben wir eine Autowerkstatt entdeckt. Der Inhaber ist ein begnadeter Bastler, der vor nichts zurückschreckt, der richtige Mann zur richtigen Zeit. Nach 4 Stunden ist der Anlasser ausgebaut, das abgebrannte Kabel gelötet und der innere Kurzschluss gefunden und beseitigt.
4.6. Noch so ein schöner Tag, allerdings bauen sich im Süden Gewitterwolken auf. Ich drehe locker auf 2800 m, da bin ich wieder über dem hinteren Grat und es geht erst mal nicht weiter hoch. Wahrscheinlich muss ich nur wieder Richtung Durreck fliegen ... aber die schwarze Wolke bei Bruneck gefällt mir nicht.
5.6. Die Wolken schießen heute tiefer und schneller. Ich teste die Ohrkamera, habe aber das Kameraseil etwas falsch laufen. Beinahe rutscht sogar das Tuch des Stabilisierungsflügels ab. Das bringt mich alles nicht aus der Ruhe.
Mittags wollen wir noch ein bisschen Thermik kosten. Ich vergurke es ganz schnell und fliege in 100 m Höhe über Grund Richtung Landeplatz. Da zupft noch etwas! Probieren. Mühsam gewinne ich Meter um Meter. Dann plötzlich, es zerreißt mich schier, schieße ich mit 6 m / sec hoch.
Ein bisschen noch über Ahornach rumdümpeln, dann sagt mir die Gewitterwolke bei Uttenheim, dass es Zeit zum Landen ist.
Neun Runden haben wir gemacht. 2 große und 2 kleinere Thermikflüge. Zufrieden fahren wir ins Allgäu zurück. Nur das Auto spinnt schon wieder.