föhnfliegen

Unten ist der Wind deutlich. Es ist schon ein komisches Gefühl, auf den Tegelberg zu fahren und zu wissen, dass Föhn ist. Jede Menge Flugschüler tun das auch und viele andere Piloten. Auf halber Höhe pfeift der Wind durch die Gondel, oben pulsiert der Südwind. Sekundenphasen sehen startbar aus.

Ich habe die Idee, den Westgrat zu Fuß abzusteigen und den Sack mit der Bahn runterzuschicken, keiner will mitmachen und allein hab ich keine Lust. Alle glauben an Flugbedingungen und so abwegig ist das am Tegelberg auch nicht. Dass es irgendwie doch geht.

Vor elf Jahren bin ich mal am Tegelberg gut aufgedreht, wurde schon euphorisch und wollte über den Dürrenberg zur Zugspitze, erreichte am Dürrenberg drei-drei, südlich war es blau mit einigen Lentis, schlagartig hats den Schirm zusammengehauen, im Spiralsturz verlor ich 20 m pro Sekunde, ich dachte, für die Rettung bin ich zu hoch - versuch was! Mit einem Fullstall hab ich das wieder unter Kontrolle bekommen, war dann 600 m tiefer, zwo-sieben. Meine Ambitionen waren futsch. Völlig apathisch habe ich meine Höhe über Vils abgebaut, bin am Sportplatz gelandet und hab erstmal eine halbe Stunde geschlafen.

Steffen wagt es heute als Erster. Schnell kann er südseitig vom Westgrat Höhe machen, versucht es dann weiter hinten Richtung Bleckenau und versenkt sich dort aus dem Blickfeld. Irgendwie schafft er es dann doch noch, wieder aufzutauchen, kommt richtig hoch, fliegt übern Startplatz.

Ich komm ganz gut klar, solang ich allein bin, dann kommt Kurt dazu, ich mag ihn und er fliegt super - aber zwei sind zuviel. Ich weiche zum Rohrkopf aus, Kurt zum Latschenschrofen - und kurze Zeit später ist er wieder um mich. Ich möchte allein sein.

Ich fotografiere die schöne Lenti überm Westgrat, fliege noch ein bisschen in zerrupfter Thermik weiter draußen rum und lande bocklos. Die Gluthitze macht mich fertig.