Eigentlich hat der Tag nur Mistwetter zu bieten. Aber als ich den Tegelberg sehe, versuche ich es doch. Der Wind pfeift Südwest, der Startplatz liegt im Lee der Bergstation.
Ich habe Zeit, nochmal die ausgehängte Flugordnung zu inspizieren. Ich finde die angebliche Änderung der Startreihenfolge überhaupt nicht. Ich habe den Eindruck, es ist original die Flugordnung von 1996. Die Flugregeln, mit denen die Flugordnung von 2002 aufgeräumt hatte, wurden in der Praxis kaum beachtet. Zum Glück für die Unfallstatistik. Kaum ein Drachenflieger hatte so wenig Selbsterhaltungstrieb, dass er im unteren, turbulenteren Teil der Landewiese gelandet ist, wie das 1996 vorgeschrieben war. Ein Vorrang der Gleitschirmfliegern vor den Drachenfliegern wurde nicht wirklich gepflegt. Was hätte das auch geben sollen, wenn mal Streckenflieger den Tegelberg-Luftraum durchqueren? Abweichungen von allgemein gültigen Regeln? Lächerlich.
Was damals allerdings funktionierte, war das soziale Desaster der 1996-er Regelung. Drachenflieger und Gleitschirmflieger mussten auf unterschiedliche Abbauplätze. Drachenflieger, die oben an der Hütte inmitten der Gleitschirmflieger abbauten, wurden von gewissen Gleitschirmfluglehrern rüde angeschnauzt. Das hatte den Erfolg, dass oben und unten Landebier getrunken wurde und Flugerlebnisse nicht mehr ausgetauscht wurden. Das System der gegenseitigen Aufhetzung brach erst zusammen, als viele Flieger am Tegelberg beides machten. Und diese ungeheuerlichen Regeln werden jetzt stillschweigend wieder in Kraft gesetzt? Ich will es nicht glauben.