Das sieht super aus. Vor zwölf kommen die Piloten, dies schon probieren, phasenweise auch unter Start. Das kann mir halbeins nicht mehr passieren.
In drei Minuten bin ich über Gipfelkreuz und dann genieße ich erstmal das entspannte Fliegen auf etwa zwo-vier.
Ich habe noch keine weiteren Ambitionen, außer vielleicht noch höher kommen, die Basis steigt ja. Nach einer Stunde schramme ich an der Wolke bei zwo-sechs. Da flieg ich doch nicht einfach runter. Nach Hause wäre zuviel Gegenwind, eigentlich könnte ich doch zu meiner Chorleiterin nach Trauchgau fliegen, das wollte ich sowieso mal machen.
Die ersten Kilometer gehen durch starkes Sinken, die fliege ich voll beschleunigt. Uberm Buchenberg hab ich dann leichtes Steigen.
Um nach Trauchgau zu kommen, brauch ich mir nicht mehr arg Mühe zu geben. Ohne weiter Höhe zu machen überquere ich das Halblechtal.
Am Mühlschartenkopf, dem ersten Gipfel der waldigen Trauchberge, komme ich in großflächiges Steigen, die ganze Flanke trägt fantastisch.
Da wo der Trauchbergskamm nach Osten abknickt, am Wolfskopf, steigt es geradezu gigantisch!
Da sollte ich wenigstens zur Wieskiche fliegen!
Trauchgau wird im Rückblick immer kleiner.
Schwupps bin ich wieder auf zwo-sechs. Nein, auch die Wieskirche ist kein angemessenes Ziel. Ich habe starke Rückenwindunterstützung. Ich will versuchen, nach Murnau zu kommen.
Nächste Hürde ist das Ammertal.
Im Norden sehe ich rechts der Wieskirche den Hohen Peißenberg.
Saulgrub ist schnell erreicht.
Am Hörnle kreist ein Segelflugzeug. Da fliege ich hin.
Ich steige dort gut, aber die Abdrift ist enorm, gegen Westen fliege ich schon leicht rückwärts.
Ich düse an Bad Kohlgrub vorbei.
Hinter Grafenaschau beginnt das Murnauer Moos.
Es ist ein wunderbarer Genuss, über das berühmte Moor zu fliegen, das vor hundert Jahren die expressionistischen Maler um Kandinski und Münter inspiriert hat.
Mitten überm Moor schüttelt es mich gewaltig durch. Da geht der Hammerbart ab! Ich könnte jetzt problemlos aufdrehen, wäre vermutlich ruckzuck am Herzogstand, der Weiterflug über Jochberg und Brauneck wäre wohl die leichtere Übung. Aber dem wären meine logistischen Möglichkeiten zur Rückkehr nicht gewachsen. Ich muss um halbacht in Roßhaupten bei einer Maiandacht singen. Da scheint mir Murnau das äußerst Machbare.
Ich fliege mit Karacho in Richtung weniger sumpfiger Gebiete.
Ich lande am Rande des Moorgebiets in der Nähe der Bundesstraße nach Garmisch in strammem Westwind.
Bis Murnau Bahnhof gehe ich vier Kilometer zu Fuß.
Mit dem Zug fahre ich nach Saulgrub.
Ab dort geht es weiter mit dem Bus mit Umsteigen an der Echelsbacher Brücke.
18:40 bin ich in Schwangau Mitte, jetzt habe ich nur noch die zwei Kilometer zu Fuß zur Tegelbergbahn und eine sportliche Fahrt nach Hause.
Ich komme pünklich zur Maiandacht.