Ich bringe Gisela zur Kur nach Bad Heilbrunn. Sie war schon mal da, ihr sind die Örtlichkeiten vertraut. Nachmittags will sie ausruhen.

Die Sonne scheint milchig. Der Wind ist eindeutig Ost. Auch ich war natürlich in der Gegend, damals fuhr die Brauneckbahn, die fährt erst in einer Woche. Ich tu mir den Blomberg an, 600 Höhenmeter. Auch da geht eine Bahn rauf, die fährt heute wie damals nicht. Entlang der Rodelbahn stoße ich auf das Blomberghaus (geschlossen), treffe einen Wanderer. Hier ist ein unübersichtliches waldiges Plateau, ich will nicht lange suchen.

Kennen Sie sich hier aus? - Ja, ich bin hier öfters oben. Wissen Sie, wo der Startplatz ist? - Da gehen Sie zum Zwiesel, von hier eine gute halbe Stunde. Er zeigt die Richtung.

Ich hatte immer wieder von unten zum Blomberg geschaut, die verengende Schneise gesehen, nicht so arg sympatisch. Links (südlich) davon war mir immer eine wunderbare freie Kuppe ins Auge gefallen, das muss dann wohl dieser Zwiesel sein.

- Am Blomberg wird wohl auch gestartet! ruft er mir noch nach.

Ich denke an die Kuppe und mache mich auf zum Zwiesel. Das ist richtig weit.

Der letzte Anstieg ist ein steiler Waldrücken, der Weg ist eindeutig, aber vereist. Ich komme auf die Gipfelkuppe - und schreie: Scheiße!

Ich bin nicht nur auf dem falschen Gipfel, ich bin auch auf dem falschen Kamm! Mag sein, dass hier gelegentlich welche starten (Bild oben). Die kennen dann eben jede Lichtung im Seitental, schon möglich, dass man bei optimalen Bedingungen und leistungsstarkem Schirm das Isartal erreichen kann. Das werde ich jetzt nicht testen.

Natürlich sehe ich auch meine Traumkuppe, im nächsten Kamm. Schnell zurück zum Blomberghaus. Keine Rücksicht auf die schmerzenden Knie. Kurz vor dem Haus erwischt mich stärkerer Wind. Wenn das mal nicht schon zu stark ist.

Aber ich will es wissen. Jetzt noch den Nachbarkamm aufsteigen. Kurz vor dem höchsten Punkt ist die Bergstation der Sesselbahn, zum "Gipfelkreuz" geht es wieder reichlich runter.

Dass der Wind deutlich zu stark ist, habe ich erwartet. Dass die Schneise eng aussieht auch, aber das ginge schon. Es dämmert bereits. Ich warte trotzdem noch einen Moment. Mir graust vor dem Abstieg. Der ja erstmal ein Aufstieg ist. Noch zweimal kehre ich unentschlossen zum Startplatz zurück, die Rodelstrecke finde ich auch im Dunkeln. Nein, da muss ich durch. Die Beine werden schwer.

Oben am höchsten Punkt ... Donnerwetter, die Sesselbahn läuft! Drei Bahnmitarbeiter verladen irgendwelche Sachen ... ich muss es schaffen mitzufahren.

- Das geht keinesfalls! - Da ist ja keiner unten, der beim Aussteigen hilft!

Ich fahre nicht das erste Mal Sessellift! Das könnt ihr jetzt bezeugen: Wenn ich zu blöd bin, Sessellift zu fahren, nehme ich das auf meine Kappe!

- Nein, das dürfen wir nicht.

Nun macht doch einfach eine Ausnahme.

- Geht nicht.

Da, einer funkt nach unten. Von unten kommt der Spruch - kein Problem.

Ach wie einfach kann das Leben sein. Gisela ist total überrascht und glücklich, dass ich noch im Lande bin.

Die Rückfahrt wird Hölle.