Fotoarchiv aktuell Die Sichel fliegen lernen
Den schönsten Drachen aller Zeiten - ja, den wollte ich haben. Jos flog einen - ganz durchsichtig - absolut geil.
Ich hatte einen probegeflogen und war begeistert. Als ich dann einen eigenen hatte, war ich von der Gleitleistung
so überzeugt, dass ich monatelang mit einem krassen Experiment liebäugelte. Den Buch bei Roßhaupten hatte ich
schon ein paar mal mit Gleitschirm beflogen. Als ich seinerzeit am Tegelberg meine Drachen-Tandemprüfung machen
wollte und die Wolkendecke das nicht zuließ, hatte ich dem Prüfer vorgeschlagen zum Buch zu wechseln und der ließ
sich darauf ein! Wir hatten damals tatsächlich etwa 10 Tandemausrüstungen hochgebuckelt. Alles lief glatt. Natürlich sind
wir auf den geräumigen Wiesen bei Vordezwieselberg gelandet. Mit einem leistungsstarken Drachen den Waldbuckel vor
Ussenburg zu überfliegen - ein verwegener Gedanke. Nach meinen Berechnungen war dafür eine Mindestgleitzahl von knapp
dreizehn erforderlich! Eines Tages - windstilles Herbstwetter - hatte ich Leute, die bereit waren, mir beim Hochtragen zu helfen.
Bis zum Waldbuckel hatte ich immer die Chance abzudrehen.
Am Anfang ist die Peilung leicht darüber, dann deutlich drunter.
Kurz vorm Punkt ohne Wiederkehr liegt meine Peilung wieder
knapp drüber. Ich entschließe mich, volles Risiko zu fliegen.

Meine Höhe über den Wipfeln ist an der knappsten Stelle
etwa 4 m. Dann kann ich aufatmen und entspannen. Ich lan-
de direkt vor dem Kugelbaum, den man auf dem dritten Bild
in der Ferne erkennt. Meine Berechnung ergibt Gleitzahl 13,6.
Mit dem SP-12 hatte ich viele schöne Flüge. In manchen Fluggeländen war der Meter Spannweite mehr echt problematisch,
so bin ich z.B. am Melibokus beidseits die Zweige streifend gestartet. Das Ende dieses schönen Flügels ist traurig.
Am Treh-Startplatz in den Vogesen frischte der Wind stark auf. Ich legte ihn in einer Mulde flach, die Anströmkante
lag schön auf der Wiese auf. Als zusätzliche Sicherung legte ich den Packsack aufs Segel und schichtete viele
schwere Steine darauf. Es nützte alles nichts. Eine reichte, um ihn - ich nur fünf Meter entfernt und
chancenlos - mehr als 100 m über den Gipfel zu wehen. Die Trümmer lagen etwa 800 m weiter hinten.