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gestern 10.8.3
9.8.3

  • Gluthitze,  wie inzwischen jeden Tag. Meine erste Idee: Gleich baden gehen. Meine zweite
    Idee:  Vom  Tegelberg  starten,  die  weiteste  Badestelle  anfliegen.   Als  ich  näher  komme
    sehe ich - es ist etwa elf - schon einige den Tegelberg überhöhen - komisch, eigentlich müsste
    es  mich  motivieren,  gerade dort zu fliegen - stattdessen die dritte Idee: Am Füssener Jöchle
    starten,  möglichst  hoch  übers  Vilstal  zu fliegen, am Falkensteinkamm aufdrehen, am nörd-
    lichen  Weißenseeufer  landen.  Ja,  das  will  ich,  und  sei  es  auch  noch  so  verrückt. Die
    Füssener-Jöchle-Bahn  meldet kräftigen Nordostwind. Ich will es wissen. Im Winter ging es
    bei diesem Wind schon mal problemlos bis Pfronten-Steinach. Als ich oben bin, schwacher
    Nordwind.  Das  müsste  eher  günstig sein,  das  Seitental  zu überwinden. Der Wind flaut
    weiter  ab.  Ich  warte  auf  Sonne. Endlich ein bisschen von vorne. Ich starte. Am felsigen
    Talschluss  reißt es  mich  hoch.  Es  ist  extrem  bockig,  ich komme nicht mehr vorwärts.
    Am  Sebenkopf-Ostgrat  könnte  ich  eindrehen.  Ich  traue  mich  nicht,  ich habe Angst,
    vielleicht  doch  zu  verlieren.  Also jeden Blubber mitnehmen,  weiter. Rechts könnte ich
    jetzt  bei  der Vilser Alpe notlanden. Aber ich bin ja so hoch - noch. Dann - einen Kilo-
    meter  vor  dem  Steinbruch  -  geht  es  nur  noch brutal runter. Im Steinbruch landen?
    Ich schaffe es doch noch bis Ortsrand  Vils,  aber natürlich kein Badesee in der Nähe.
    Ein  Flieger  hält  an  und  würde  mich zum Tegelberg mitnehmen. Ich will zum Auto.
    Das  will er nicht.  So stehe ich in Vils  -  und keiner nimmt mich mit.  Im  Biergarten
    vom   schwarzen  Adler   bekomme   ich   zwar   ein   Eis,   werde  aber  ermahnt,
    die  Reisetasche  nicht so sperrig in den Gang zu stellen. Endlich, eine ältere Dame
    aus  Brandenburg  nimmt  mich  mit.  Sie weiß nicht, wo sie ist. Ich merke schnell,
    dass sie eigentlich in  die  Gegenrichtung,  nach  Reutte  will.  Ich  bekomme  den
    Mund  nicht  auf,  ihr  das  zu  sagen.  Sie will ja auch keinesfalls Schnellstraßen
    fahren. Und sucht sichtlich nach Reiseabenteuern.  In Grän will ich aussteigen -
    dort gibt  es  eine  Beschilderung  nach  Reutte. Sie will mich bis zur Bergbahn
    bringen  -  und   ist   gleich   wild   entschlossen,   mit   dieser   hochzufahren.
    Zum   Teufel   mit    meinem   schlechten  Gewissen.  Auf   zum   Tegelberg.

Roßhaupten, den 10. August 2003
Manfred Laudahn
Hier kann ich mich noch richtig austoben. Ich fliege allerdings
ziemlich  defensiv,  kaum  ist  es  mir  zu  bockig oder zu voll,
suche ich mir den nächsten Bart. Am Säuling ist es ganz sanft.
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