Gluthitze, wie inzwischen jeden Tag. Meine erste Idee: Gleich baden gehen. Meine zweite
Idee: Vom Tegelberg starten, die weiteste Badestelle anfliegen. Als ich näher komme
sehe ich - es ist etwa elf - schon einige den Tegelberg überhöhen - komisch, eigentlich müsste
es mich motivieren, gerade dort zu fliegen - stattdessen die dritte Idee: Am Füssener Jöchle
starten, möglichst hoch übers Vilstal zu fliegen, am Falkensteinkamm aufdrehen, am nördlichen Weißenseeufer landen.
Ja, das will ich, und sei es auch noch so verrückt.
Die Füssener-Jöchle-Bahn meldet kräftigen Nordostwind. Ich will es wissen.
Im Winter ging es bei diesem Wind schon mal problemlos bis Pfronten-Steinach. Als ich oben bin, schwacher
Nordwind. Das müsste eher günstig sein, das Seitental zu überwinden. Der Wind flaut
weiter ab. Ich warte auf Sonne. Endlich ein bisschen von vorne.
Ich starte. Am felsigen
Talschluss reißt es mich hoch. Es ist extrem bockig, ich komme nicht mehr vorwärts.
Am Sebenkopf-Ostgrat könnte ich eindrehen. Ich traue mich nicht, ich habe Angst,
vielleicht doch zu verlieren. Also jeden Blubber mitnehmen, weiter. Rechts könnte ich
jetzt bei der Vilser Alpe notlanden. Aber ich bin ja so hoch - noch. Dann - einen Kilometer vor dem Steinbruch -
geht es nur noch brutal runter. Im Steinbruch landen?
Ich schaffe es doch noch bis Ortsrand Vils, aber natürlich kein Badesee in der Nähe.
Ein Flieger hält an und würde mich zum Tegelberg mitnehmen. Ich will zum Auto.
Das will er nicht. So stehe ich in Vils - und keiner nimmt mich mit.
Im Biergarten
vom schwarzen Adler bekomme ich zwar ein Eis, werde aber ermahnt,
die Reisetasche nicht so sperrig in den Gang zu stellen. Endlich, eine ältere Dame
aus Brandenburg nimmt mich mit. Sie weiß nicht, wo sie ist. Ich merke schnell,
dass sie eigentlich in die Gegenrichtung, nach Reutte will. Ich bekomme den
Mund nicht auf, ihr das zu sagen. Sie will ja auch keinesfalls Schnellstraßen
fahren. Und sucht sichtlich nach Reiseabenteuern. In Grän will ich aussteigen -
dort gibt es eine Beschilderung nach Reutte. Sie will mich bis zur Bergbahn
bringen - und ist gleich wild entschlossen, mit dieser hochzufahren.
Zum Teufel mit meinem schlechten Gewissen. Auf zum Tegelberg.
Hier kann ich mich noch richtig austoben. Ich fliege allerdings
ziemlich defensiv, kaum ist es mir zu bockig oder zu voll,
suche ich mir den nächsten Bart. Am Säuling ist es ganz sanft.