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17.6.2


gestern 12.6.2
6.6.2

  • Das war nicht heute.
    (Heute sähe der Himmel blauer aus und am Tegelberg war es turbulenter! Laut Gigi.)

    Samstag, der 8. Juni.
    Ich bin früher unterwegs als sonst, am Tegelberg müsste ich für einen längeren Flug wohl noch
    1 ½ Stunden warten. Hahnenkamm bei Reutte! Die Gondelbahn ist zwar pleite, aber der Sessellift
    ist eine eigene Gesellschaft und fährt wieder. Da müsste vor dem großen Regen noch was gehen. Ich bin hier noch nie bei gut thermischen Bedingungen geflogen. Die Startbedingungen sind moderat. Es ist abgeschattet, aber extrem labil. Erst suche ich eine Weile den Einstieg, am Hornbergl ist es zer- rissen, aber etwas weiter talwärts hab ich den Megabart zur Basis bei 2200 - 2300 m, 8 m/sec.



Wo ich auch an die Wolkenbasis stoße, es gibt immer einen, der noch mindestens 100 m höher herumgeigt.
Und einen weiteren, der gerade irgendwo abspiralt. Ein verwegener, aber auch routinierter Haufen, die regelmäßigen Hahnenkammflieger. Zwischendurch landen einige auch wieder am Startplatz ein.
Ich kämpfe derweil  mit  heftigen  Turbulenzen,  diversen  Klappern  und  flüchte
immer wieder vor den tieferen Wolken aus dem Tannheimer Tal.


Schneidspitze vor Gimpel (links) und Köllespitze (rechts), dem höchsten Gipfel der Tannheimer Gruppe.         


Aber auch ich habe meine spielerischen Phasen. Ohne Höhenverlust einfach die Kette von der Gaichtspitze zur Gehrenspitze abfliegen ... wobei die Gehrenspitze unerreichbar bleibt, weil ich das ausgeprägte Lee hinter dem langen Ostgrat nicht überfliegen kann.
Die Nordströmung reicht also bis in die Gipfelregion - unmöglich damit auch ein Weiterflug zum Tegelberg.




der Hahnenkamm (mit Antenne)  vor Krinnespitze (links),  Einstein (rechts der Mitte)  und den Tannheimer Kletterbergen (von links)  Rote Flüh, Gimpel, Köllespitze (Kette rechts)


Nach 1 Stunde bin ich gesättigt, jetzt könnte ich auch mal wieder landen. Ich merke,
dass  der  Flug  mich  sehr  angestrengt  hat.  Was  erwartet  mich  unten?  alles deutet auf kräftigen Talwind,
lechaufwärts, Nord. Die Windgeschwindigkeit 200 m über dem Tal ist etwa 25 km/h, recht gleichmäßig. Der blöde Landeplatz liegt
bei Nord im Lee der Buschreihe und der Windsack-Hütte. Aber wenn ich ganz am südlichen Rand lande, müssten die Turbulenzen noch erträglich sein.

      30 m  über  Grund  tauche ich in die Hölle.  Böen  reißen  mich  rückwärts.
  Zu tief, um noch umzudisponieren,  auf die freie Wiese südlich.
 Im 5 m  über  Grund  bin  ich  in  Landehaltung.
Werde noch mal  10 m  hochgerissen.
15 m Höhe in 2 Sekunden weg.
Härter  als  meine  Knochen.
Da liege ich nun. Verdammt, warum
habe ich nicht auf den Landeplatz geschissen.
Auf Strecke hätte ich nie so eine lausige Ecke anvisiert.
Da such ich mir immer die bestangeströmte Wiese und laufe lieber
einen Kilometer. Und verzichte eher auch mal auf ein paar Kilometer Strecke.
Hier verhalte ich mich wie die armen Schweine, die am Tegelberg bei Nordwest mit dem Drachen
auf dem Landeplatz verunglücken, weil sie sich nicht auf die riesige Außenlandewiese trauen. Die gleiche Regelhörigkeit.

Und ich denke an den Fluglehrer, der mir vor etlichen Jahren mit Anzeige drohte,
als ich am Tegelbergstartplatz  lauthals  meine Außenlandung ankündige.
Erfolg hatte er damit. Ein Freiflieger zertrümmerte am Landeplatz
seine Ausrüstung, kam aber mit heilen Knochen davon.


Nun bin ich selber so ein Trottel.
Niemand hätte mir den Kopf abgerissen.

Außerdem hätte ich heil davonkommen können.
Wenn ich auf meinen Arschprotektor vertraut hätte, Beine hoch.
Aber ich will halt immer schön landen, so sind meine Reflexe programmiert.

Hier ist kein Mensch.
Ich wälze mich aus dem Gurt.
1 Stunde später in Reutte, OP. Handyseidank.


Ich danke allen, die mich im Krankenhaus  besucht   bzw.
ihre Anteilnahme gezeigt haben.
     Roßhaupten, den 12. Juni 2002
Manfred Laudahn
roh 21:15  ·  fertig 13.6. 15:00