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gestern 27.9.8
24.9.8
Seit geraumer Zeit weiß ich, dass ich heute als Chorsänger an einer Bergmesse teilnehmen werde,
sofern die vom Wetter her stattfindet. Natürlich bin ich auch der Frage nachgegangen, ob sich damit
vielleicht ein wildes Flüglein verbinden ließe. Die nahen Gipfel sind Kreuzkopf und Ochsenälpeleskopf.
Ich war noch nie da hinten, kann also nur auf die topografische Karte, auf Google Earth, und auf Aussagen
von Bergsteigern - insbesondere meines Vaters, der fast jeden Gipfel kennt - zurückgreifen. Fliegerisch spricht
gegen das ganze Gebiet der Aufstieg von über 700 Höhenmetern und das Naturschutzgebiet auf deutschem Boden.
Die Südseiten der genannten Gipfel liegen allerdings in Österreich. Das landbare Nordufer des Plansees liegt theore-
tisch im Gleitwinkelbereich, für den Kreuzkopf spricht, dass er näher am Plansee liegt, für den Ochsenälpeleskopf,
dass er bequemer zu besteigen ist. Gegen beide, dass mögliche Startplätze zweifelhaft sind. Morgens um sieben checke
ich die Wetterlage. Das Hoch ist da. Aber Vorhersage und Ist-Windwerte am Tegelberg decken sich: kräftiger Ostwind.
Also lasse ich den Sack weg. Wie alle anderen Beteiligten nehme ich den Kleinbus zur Bleckenau. Mir fällt sofort auf,
dass als Rückfahrttermine 13:20 und 16:20 angeschlagen sind. Das bedeutet, dass mir nach dem vermuteten Ende der Messe
um zwölf nur eine gute Stunde Zeit für den Abstieg bleiben, wenn ich nicht den ganzen Tag dort mit einer größeren Einkehr ver-
bringen will. Ich will Gisela treffen, und vielleicht auch noch ein Flüglein am Tegelberg machen, aber das kann ich auch weglassen.
Ich schätze, dass ich das nur schaffe, wenn ich den Aufstieg in maximal 1h40' bewältige. Ich steige also zügigen Schritts, es geht
durch ein wunderschönes Hochtal. Schweißtriefend komme ich nach nicht mal anderthalb Stunden am Kuhkarjoch an. Ich bin über-
rascht, die Mehrheit der Teilnehmer ist nahezu genauso schnell. Ja, so eine Bergmesse an einem so abgelegenen Ort ist doch eine
recht elitäre Angelegenheit. Wer da hinkommt, macht das nicht mit letzter Kraft. Wer nicht so gut beinander ist, versuchts gar nicht erst.
Ich habe noch 1h20' Zeit und steige auf den Ochsenälpeleskopf (1905 m).
Knapp östlich des Gipfels gäbe es einen sehr kurzen
Startplatz, nur machbar mit mindestens 15 km / h Süd-
ostwind. Richtung Plansee müsste man über zwei Kämme
drüber, für mich nur vorstellbar bei Null Wind, also ohne
jegliche Leeeffekte. Start und Flug schließen sich also aus.
Ein bisschen Schnee liegt auf den Zweigen am Gipfel.
Gegenüber die Hochplatte ist auch etwas überzuckert.
Am Sattel ist es kalt und windig. Ich ziehe alle verfügbaren Klamotten an.
An den üblichen katholisch-kirchlichen Utensilien fehlen aus meiner
laienhaften Sicht nur Bimmeln und Weihrauch. Einige Steine hindern
die Sachen am Wegfliegen. Unsere Sangeseinlagen klappen gut.
Nach dem Ende der Messe gehe ich
den Abstieg in großem Tempo an.
Ich erreiche die Bleckenau um 12:40. Inzwischen
wurden die Abfahrtszeiten geändert. Der nächste
Bus um halbzwei, weitere alle Stunde. Die anderen
treffen auch noch ein. Gisela holt mich von Hohen-
schwangau ab, es sieht gar nichts fliegbar aus, am
Forggensee zeigen sich Schaumkronen. Gewiss,
ich sehe noch einen Schirm am Tegelberg,
aber der macht keine gute Figur.
Roßhaupten, den 27. September 2008
Manfred Laudahn
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