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1.11.6
gestern 31.10.6
28.10.6
  • ja ja, das Datum.
    Die Geschichte beginnt
    gestern. 240 Bilder hab
    ich nach Hause mitgebracht.
Montag, 30. Oktober 2006
Austro Control prophezeit
schwachen Nordwestwind
in 2000 m Höhe. Ich setze auf
einen Morgenflug vom Tegel-
berg. Es sieht eher nach Süd aus.
Ich bekomme aber eine gute
Startphase und kann in ganz
ruhiger Luft von hinten dicht
übers Schlossdach fliegen.
Vielleicht ist es der letzte schöne Tag.
Ich will mehr. Den Breitenberg. Bei der Auf-
fahrt reift die Lust auf noch mehr: aufs Brentenjoch.
Vor diesem Riesenaufstieg - egal von welchem Aus-
gangspunkt - bin ich bisher immer zurückgeschreckt.
Heute fühle ich mich der Sache gewachsen. Es geht lange auf und ab, bis man um den
Nordostfuß des Aggenstein herum endlich gleichmäßig Höhe gewinnt. Nach dem Sattel
wieder Höhenverlust, dann eine langwierige ansteigende Querung durch ewige Latschen.
Südwest ist eigentlich keine schlechte Richtung, aber beim Austritt in die freie Wiese unterm
Gipfel ist mir schlagartig klar, dass ich keine Chance habe. 40 km / h sind nicht die Spitzen.
Die letzten 120 Höhenmeter habe ich keinen Sack mehr dabei.
Der Startplatz westlich vom Gipfel wäre voll begeisterungsfähig.
Jetzt komme ich nicht umhin, mir Gedanken über einen Plan B zu machen.
Ich schätze es so gegen vier, da wäre es unmöglich, die Breitenbergbahn noch
in Betrieb zu erreichen. Der kürzeste Abstieg ginge nach Grän - 700 Höhenmeter -
aber dann wäre da noch der Bus nach Reutte und die Eisenbahn nach Pfronten.
Die wehende Fahne an der Bad-Kissinger-Hütte - ich glaube, die Hütte ist auf! Da
übernachten - zwei-drei leckere Bier, ein deftiges Mahl - zu verlockend. Ich möchte
eigentlich keinen Meter mehr gehen. Und morgen früh vielleicht einen ruhigen
Flug nach Grän. So könnte ich sogar der umständlichen Rückfahrt was abgewinnen.
Während der großen Querung bläst plötzlich starker Nordwind
Wolkenmassen über den Grat. Zeitweilig ist die ganze Südseite
zugenebelt. Schweren Schrittes quäle ich mich zur Hütte hoch.
Sie ist zu, aber eine vierköpfige schwäbische Familie - die
Kinder 6 und 9 - richtet sich gerade im offenen Winterraum ein.
Ich werde freundlich aufgenommen, kann mir sogar ein Handy
ausleihen, um Gisela von meinen Nachtplänen zu informieren.
Die meiste Zeit setzt sich hier brutalster Südwind durch.
Hätte Austro Control was von Föhn angedeutet,
ich hätte das heute gewiss nicht gemacht.
Aber ich habe meinen Frieden mit meinem Abenteuer.
Die vier sind hervorragend ausgerüstet und geben mir was ab.
Ein Bierchen ist dabei. Würstchen im Brötchen. Im Winterraum gibt es
Gasheizung und Gaskocher. Wir spielen Uno, eine Art Mau-Mau. Der Kleine
schlägt mich souverän im Schach. Der Größere träumt vom Hubschrauber-Fliegen.
Die Eltern sind beide ehemalige Gleitschirmflieger, die sich aufs Klettern spezialisiert haben.
Sie fotografieren auch gern. Wir haben alle viel Spaß miteinander. Halbneun gehen wir schlafen.
Dienstag, 31. Oktober 2006
Es föhnt wie die Sau. Sinnvoll bleibt nur die Variante
Abstieg zur Breitenbergbahn und Talfahrt. Ich tätige noch
die versprochenen Einkäufe und kann um zehn endlich
ein riesiges Frühstück mit literweise Kaffee zelebrieren.
Roßhaupten, den 31. Oktober 2006
Manfred Laudahn
roh 16:55  ·  fertig 24:00