Ballon d'Alsace

Schneeketten mussten wir dem Auto anlegen, um heute auf den Flugberg zu kommen. Nach dem vergangenen orgiastischen Wochenende an Tegelberg und Breitenberg habe ich nicht schon wieder Lust auf weiteres Fahren. Außerdem bin ich auf Nostalgiefliegen, habe nur einen Kniehänger, weil mein richtiges Gurtzeug zu Reparatur und packen des nassen Schirms weg ist.
Aber Guido ruft an, hat Zeit und will in die Vogesen. Da hat er allerdings recht. Fast zwei Wochen trockener Ostwind hat Süddeutschland und angrenzende Regionen trocken geföhnt. Gute Aussichten für Spätwinterthermik, Samstag am Drumont, Sonntag am Treh. Zu zweit macht die Fahrerei und Flugsport-Logistik auch dreimal mehr Spaß.
Am Morgen am Drumont bläst uns der mit sanften 10 kn angesagte Wind bei -10 °C mit 50 km / h um die Nase. Drachen- wie Gleitschirmpilot bringen da keine Start-Motivation auf. Stattdessen albern wir auf der Sonnen- und Lee-Seite mit meinem Flugmaskottchen herum.
Später besichtigen wir - jetzt sogar in Fluglehrer-Begleitung - das mir noch unbekannte Startgelände Ballon d´Alsace. Eine ordentliche Straße führt auf den großen runden Hügel. Oben läuft Skibetrieb. In der Ferne sehen wir über der Inversion die Schweizer Alpen, Eiger, Mönch und Jungfrau obwohl die weit über 100 km weit weg sind. Eine eigene „blaue Madonna des Ballon“ beschützt wildgewordene Gleit- schirmflieger und andere Höhenluft-Süchtige. Startrichtungen und Soaringkanten gibt es für Ost, SO und NW. Mit um 700 m Höhen- unterschied zu zwei Landeplätzen in zwei verschiedenen Tälern braucht sich der Berg nicht vor bayerischen Startbergen verstecken.
Derzeit ist der Startplatz von einer mächtigen Schneewächte gekrönt, die firnig fest und wohlgeformt das Starten noch angenehmer macht.
Ich messe noch um die 30 km / h, und nerve meine freundlichen Begleiter mit erklärten Startabsichten. Dank freundlicher Hilfe komme ich in die Luft und zu ein paar meisterhaften Flugfotos.
Der Wind war oben wenig böig. Aber an der oberen Kante trägt der nun auf SO gedrehte Wind nicht mehr. Auf tieferer Ebene finde ich noch eine Ecke, wo es trägt. Allerdings kommen hier auch die massiven Leewirbel vom nächsten Berg entgegen der Windrichtung an und beuteln mich richtig durch. Dabei bin ich dort nur hingeflogen, weil ich unbedingt zu dem Landeplatz bei Les Charbonniers runter wollte.
Der andere im Nachbartal Sewen hätte günstiger im Wind gelegen, aber den hatten wir nicht besichtigt. Die Straße dorthin ist wegen Schneewehen auch gesperrt.
Am Landeplatz, wo ich eine dreiviertel Stunde später einschwebe, kommt dann der Wind aus der entgegen gesetzten Richtung, wie beim Start.
Ein thermikfreier Leeflug ...
Dank an Guido auch für´s Abholen!
WinDfried (Samstag 16. Februar 2008)