Mit Zoutelande habe ich seit mittlerweile vier Jahren noch eine Rechnung offen. Meine liebe
Steffi verdutzt mich mit dem Wunsch, zu Karneval das Meer sehen zu wollen. Sie weiß durchaus,
dass ihr Partner die Monate November, Dezember, Januar, Februar als Haupt-Strandsaison ansieht,
weil… nun weil
er halt
ein Drachenflieger
ist. Wir
einigen uns,
dass ich
einen Flügel
mitnehmen darf.
Für Samstag und
für Rosenmontag
ist südwestlicher
Wind angesagt.
Das würde
für ein
Flüglein passen.
Am Samstag 20
Knoten, am
Montag nur
zehn. Als
wir ankommen,
rennen wir
sofort auf
die Düne.
Dort messe ich
satte 70
km/h Wind.
Wir gehen
wandern und
Sightseeing. Am
Montag kommt
mir der
Wind zu wenig
vor. Aber
vom Frühstückstisch
sehen wir
die ersten
Gleitschirme über
der Düne
schweben.
Wir stellen Funkverbindung her und ich versuche mein Glück. Für den Fall, dass ich absaufe, kündige ich gleich an,
dass ich den
Drachen über
die Holztreppe
noch mal
zum Start
hoch buckeln
würde. Steffi
will auch das dann lachend knipsen. Doch
dazu kommt
es nicht.
Bis ich
aufgebaut habe,
hat der Wind auf angenehme 25 km/h aufgefrischt. Ich kann
mühelos und
ohne Starthelfer
von der Bodenrampe übers Meer abschweben und komme sofort
über den Startplatz
hoch. Dann
ist erstmal
Gleitschirm-Slalom angesagt.
Das ist
aber überraschend
stressfrei.
Die Holländischen Piloten
weichen alle
regelgerecht aus.
Wenn ich
meiner Ausweichpflicht
nachgehe merke ich,
auch weiter draußen über dem Strand ist noch mindestens ein Nullschieber, der das Manöver ohne Höhenverlust
ermöglicht. Die drei
Kilometer bis
zum Ende
der hohen
Dünenstrecke ist
heute mühelos
mehrfach abzureiten.
Nach einer starken
Stunde geht
es erst
so richtig
gut.
Ich frage über
Funk, wie
lange ich noch dürfte und höre
„solange Du Lust
hast“. Im
Windschatten sei
die Sonne
angenehm warm und es wäre gut auszuhalten. Die ersten
Gleitschirmflieger sehe ich
mit angelegten
Ohren zum
Strand runter schweben.
So turne
ich eine
ganze Weile
vor der höchsten Düne herum. Ich knipse aus der Hand.
Unten filmt und
knipst Steffi meisterhaft. So entstehen zahlreiche Fotos und
genug
Schnipsel für ein
nettes Vi-
deo. Vielen Dank, meine Liebe!
Immer wieder fahren
Ozeandampfer aus den Häfen von
Vlissingen und Antwerpen
vor uns
auf der Schelde-Mündung vorbei. Einmal kündige ich aus der Luft an, ich würde
versuchen, möglichst weit
dem Schiff
entgegen zu
fliegen.
So entsteht ein einzigartiges Bild. Wirklich witzig ist das allerdings nicht.
Die Schiffe sind
Riesendinger. Man
riecht nicht
nur die
Dieselabgase.
Sondern man spürt
auch sehr
deutlich die
Leeturbulenzen, die
sie zu
uns
herüber schicken. Ich
komme tief
vom offenen
Wasser an
die Düne
zurück.
Zum Glück kann ich mich aus der unteren Hälfte der Düne wieder hocharbeiten.
Im erfreulicherweise schon
geöffneten Strandpavillion sind Kakao
und Kuchen schon
bestellt, als
ich zur Landung
einschwebe.