Gisela Laudahn Quatscher lernt fliegen



Vor einiger Zeit arbeitete ich auf einem Bauernhof.
Es gelang mir junge Wildenten großzuziehen und ich genoss ihre Anhänglichkeit.

Besonders auffällig verhielt sich ein Entenmännchen namens Quatscher. Er war sehr hübsch und von stolzer Natur. Jeden Morgen begrüßte er mich mit kräftigem Geschnatter an der Türe und zeigte mir, wie lieb er eine Entendame hatte. Dann gabs Entenfrühstück. Sobald der Weg vom Kuhstall bis zum Misthaufen frei war, stürmte er hinaus und bezog dessen Gipfelregion, schrie mit langem Hals so lange, bis ich nachzusehen pflegte. Dann nahm er Anlauf, flatterte und abwärts gings. Der Ärmste landete dauernd auf seinem Kropf und überschlug sich mit den Beinen. Egal, wie hässlich die Pfütze war, er gab nicht auf. Auch das Besteigen seines Flugberges kostete seine ganze Kraft: Immer wieder rutschte er ab und schaffte manche Steilstufe nur mit Schnabelhilfe. Diese Sportart gelang ihm so 10 mal am Morgen und manchmal am Abend.

Er lernte aber auch noch richtig fliegen. Dann geschah es, dass er und seine 30-köpfige Familie zum nächsten Weiher flogen und im Laufe des Tages mit viel Flügelgebrause und einer super Landeeinteilung in den engen Innenhof heimkehrten. Vor der Haustüre war dann große Begrüßung und Entenerzählung aus vollen Hälsen.

Das war mein erster Flugkünstler, den ich so ausgiebig betrachtet habe. Leider, dem Fuchs war er dann doch nicht gewachsen.


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Gisela Laudahn: "Eine Fliegergeschichte" Drachen und Gleitschirm fliegen in Deutschland