Ein strahlender Tag. Austro Control verspricht abflauenden Südwind. Leider funktioniert derzeit die Internet-Windanzeige vom Lawinenwarndienst nicht, so kann ich das nicht überprüfen. Mittags ziehe ich los. Wenn es wirklich so ist? Dann wäre heute die Chance auf den ultimativen Gleitflug überm Hahntennjoch nach Imst.
Aber zunächst geht nicht alles glatt. Im Lechtal stelle ich fest, dass mein Benzin knapp wird. Mein Bargeld wird es auch. Bis Elmen, wo die Straße nach Imst abzweigt, finde ich keine offene Tankstelle. Die finde ich zum Glück einen Ort weiter und vertanke meine letzten Euros. Die Straße hoch auf immerhin 1900 m ist schneefrei. Der Weiterweg auf's Steinjöchl ist es nicht. Es gibt zwar gute, frische Spuren, aber oft breche ich ein mit meiner Last. Ab Joch gibt es nur sporadisch alte Spuren. Ich bin fix und fertig, als ich an der Maldongrat-Schulter auslegen kann.
Idealer Wind! Ich bleibe mit einer Leine an einer Felsnase hängen, muss abbrechen! Also nochmal mit letzter Kraft hochstapfen. Es ist halb fünf. Nochmal darf es nicht schiefgehen! Ich lege die Leinen komplett auf den Schnee. Und diesmal klappt alles.
Jetzt heißt es, keinen Meter verschenken. Die Luft ist ganz ruhig und trotzdem bin ich total unter Strom.
Die Optik hindurch durch die Talwindungen ist atemberaubend. Im oberen Teil könnte man womöglich noch landen, im Geröllhang, rechts. Aber das will man ja nicht.
Die erste Etappe zielt auf die möglichst hohe Überwindung der linken Rippe.
Ab da sind Notlandungen eigentlich nur als Schadensminimierung vorstellbar. Ich versuche, an der rechten Talseite optimal über die Bäume zu kommen.
Hier löst sich die Spannung. Rechts unten am Linserhof, wo ich mit Gisela meinen Geburtstag gefeiert habe, könnte ich problemlos landen. Bin sogar kurz in Versuchung.
Allmählich verdichten sich auch die Gedanken, wie ich wieder auf's Hahntennjoch hochkomme. Aber so einen einmaligen Flug nicht bis zur Neige auskosten - unmöglich. Tarrenz wäre die nächstgelegene Tallandemöglichkeit.
Aber ich schaffe es auch locker bis Imst.
Da komme ich gut 150 m drüber an. Ich lande auf dem Wiesenstreifen rechts vom Traktor.
Und jetzt das Happy End. Unmittelbar neben meiner Landestelle geht ein Ehepaar spazieren. Ich erzähle begeistert von meinem Flug. Das Gespräch wird länger. Am Ende frage ich, ob ich sie überreden könne, mich zum Hahntennjoch hochzufahren. Die Antwort heißt ja.