Als ich zum Tegelberg komme, fällt mir am Landeplatz die Werbefahne für Tandemflüge auf, die kannte ich noch nicht. Oben frage ich Flieger, ob da heute was billiger sei, oder ob es Geschenke gäbe. Offenbar nichts dergleichen. Dass Doppelsitzerflüge am Tegelberg stattfinden, ist eigentlich Alltag. Nicht Alltag ist, dass heute ein Team vom Bayerischen Fernsehen da ist. Da soll in der Abendschau am Mittwoch ein 4-minütiger Film gezeigt werden. Ein Hamburger-Hafen-mäßig gekleideter Mann soll mit einem der regelmäßigen Tandempiloten mitfliegen, die Kamerafrau mit dem nächsten. Zunächst sind die Bedingungen absaufmäßig und die Startphasen selten. Es starten andere Tandems.
Gegen eins werden die Bedingungen besser. Ich lasse die mit dem Fernsehgedöns vor. Das führt z.B. dazu, dass die Kamerafrau die Zuschauer zu Applaus und LaOla animiert. Der Start sieht ganz planmäßig aus.
Ich lenke meinen Blick auf das Auslegen des nächsten Schirms. Da kracht es. Ich bin fassungslos. Der Tandem in den Seilen der Tegelbergbahn. Scheint zumindest solide festzuhängen. Erst bei der Auswertung meiner Fotos sehe ich, dass der Pilot nach dem Ausdrehen die rechte Bremse nicht in der Hand hat. Mir ist unbegreiflich, wieso er in hundert Meter Flugstrecke bis zu den Seilen das Problem nicht beheben konnte - und sei es mit dem hinteren Tragegurt. Aber die Kamerafrau hat es ja wohl dokumentiert.
Helfen kann hier erstmal keiner. Mit einem Hubschrauber ist zunächst auch nicht zu rechnen, weil der den Schirm mit dem Rotorstrahl höchstens runterwehen würde. Die Bahn steht still. Die Gondeln hängen auf der Strecke. Bevor da noch Startverbot ausgesprochen wird, starte ich lieber. Dazu muss ich zig Gaffer vertreiben. Ich fliege gleich nach rechts zum Latschenschrofen. Die Thermik ist kräftig, aber recht zerrissen. Ich will lieber weg vom Berg. Am Rohrkopf ist es mühsam, richtig gut geht es an der Hornburg.
Dort kurbele ich wieder auf Starthöhe. Jetzt sehe ich eine rote Leuchtkugel überm Startplatz. Das heißt abhauen. Wohin? Ich versuche, nach Buching zu kommen. Aber schon überm Drehhüttenweg wird mir klar, dass ich das gegen den Bayerischen Wind nicht schaffe. Zum Landeplatz will ich nicht, weil den womöglich ein Hubschrauber braucht. Ich wähle St. Coloman.
Tatsächlich kommt dann der Hubschrauber, landet kurz beim Sportplatz, fliegt dann hinterm Westgrat zum Startplatz und bringt dann offenbar einen Verletzten zum Füssener Krankenhaus. Auf dem Weg zum Auto geht mir vieles durch den Kopf. Kriegen bei der Anwesenheit des Fernsehens erfahrene Piloten Starallüren und lassen in der Sorgfalt nach? Erst kürzlich ist die Drachenweltmeisterin bei so einer Aktion verunglückt. Der heutige Pilot ist mir allerdings schon früher aufgefallen. Ich hab ihn mit Passagier bei einem Fehlstart mit Baumverwicklung beobachtet. Ich fand das ungeheuerlich, dass er den Vorfall hinterher abgestritten hat. Aber heute lässt sich nichts mehr abstreiten.
Ich muss an einen früheren Bekannten denken, der hatte ein Alkoholproblem und die Pappe weg. Er bekam sie nach einem Jahr wieder und feierte das in der Kneipe, das Auto davor geparkt. Beim Ausparken rammte er den Vordermann. Das war zufällig ein Polizeifahrzeug mit Insassen.