Es schneit. Gisela zuliebe fahren wir mit dem Auto, obwohl es nachmittags gar nichts zu transportieren gibt, und kommen zu früh. Ich bin angespannt, wie bisher immer, wenn ich solistisch auftrete und in 4 Minuten alles geben muss. Der Saal wird voll.
Ich bin als Pianist als zweiter dran, mit einem sehr amerikanisch mitreißenden Stück von 1862 von Louis Moreau Gottschalk. Ich bring das eigentlich recht sauber rüber. Bis in die Schlusspassage: Da verliere ich den Faden Ich zaubere mir eine Schlusskadenz zurecht. Das Publikum nimmts nicht übel oder merkts nicht.
Drei Nummern später bin ich mit zwei selbstkomponierten Duos für Cello und Xylophon dran. In dieser Besetzung bin ich weniger angespannt. Das war auch letztes Jahr so. Im Vögelchen laufen Melodien im Wechselspiel durch beide so unterschiedlichen Instrumente, manchmal als Fugato verdichtet. An einer Stelle sind wir auseinander, ich improvisiere in die Schlusspassage, da kommen wir wieder sauber zusammen. Im ruhigen wohlig hat das Cello eine schöne, ausladende Melodie, während das Xylophon zweistimmig begleitet. Im Mittelteil gibt es wieder ein Wechselspiel, zum strengen Kanon verdichtend, bevor die Anfangsmelodie verändert wiederkehrt. Dem Publikum gefällts.
Das gilt auch für die Darbietungen der anderen Musiker, drei Quartetten und einem Pianisten. Wir alle haben wieder die Lebendigkeit der Roßhauptener Kammermusik gezeigt.
Abends um acht gibts das Konzert nochmal. Ich habe zwischendurch die obigen Bilder ins Netz gestellt, das lenkt ein bisschen von der Anspannung ab, die ist jetzt schlimmer als nachmittags. Gisela kommt wieder mit, das hilft ein bisschen.
Beim Gottschalk laufen manchmal die Finger nicht so gut, aber die Konzentration lässt mich nicht im Stich. Im zweiten Duo rutscht dem Cellisten plötzlich der Stachel weg, mit dem sich das Instrument am Boden abstützt. Wir kommen nicht umhin neu anzusetzen. Dem Erfolg tut das keinen Abbruch.