Sitzend Fliegen

Ja, Ihr seht richtig, liebe abschweb.de-Bildergucker. Da steht der W. mit einer Babywindel unter dem Hinterteil und einem Drachen am Start. Präzise gesagt trage ich ein Gleitschirm-Gurtzeug. Das liegt bei mir zu Hause wenig benutzt herum. Darum kaufe ich in der Drachen- Apotheke in der Pagodenburg-Straße für kleines Geld eine Spreize, mit der ich es am Drachen einklinken kann.
Beim Drachenfliegen kommt es auf´s Fluggefühl an. Und das ganz andere Gefühl beim Supine-Fliegen (Beine unter dem Steuerbügel) wollte ich schon länger mal gerne ausprobieren. Im Sitzen, Füße auf dem Steuerbügel, die Hände frei für die Kamera oder etwas zu Essen, geht ja auch mit einem normalen Gurtzeug. Manche bedauernswerten Mitflügelmenschen haben jedoch medizinische Probleme in der Halsregion und können deshalb nicht länger im Liegen Fliegen. Für die ist Supine eine mögliche Lösung.
Ein Problem gibt es noch: Die Aufhängehöhe. Suprone (Beine über dem Steuerbügel) wäre bei meiner Körpergröße mit der unveränderten Länge der Spreize. Dabei wird mein Drachen furchtbar kippelig und zappelig. Außerdem schlägt mir die Spreize dabei dauernd gegen den Helm. Also müssen zur Verlängerung Gurtband-Schlingen und Karabiner Nummer vier und fünf zum Einsatz. Beim nächsten Versuch hänge ich zu tief unter dem Drachen. Das macht im Flug nichts aus. Aber bei der Landung kann ich nicht hoch genug greifen, um den Drachen ordentlich auszustoßen.
Zum Glück war das in Weiler bei reichlich Wind. So kann ich die Landung erlaufen.
Heute am Melibokus ist eine nette Fliegergruppe zusammen gekommen. Es sieht sehr eindeutig nach fröhlichen Abgleitern überm immer noch berückend bunten Herbstwald aus. Also versuche ich es mal wieder supine. Ich werde gefragt, ob ich das mit dem Gleitschirm-Gurt schon mal probiert habe, und kann guten Gewissens bejahen. Dafür erbietet sich eine Fliegerin als Foto-Operator. Vielen Dank Anja F., für die gelungenen Schnappschüsse!
Ich hänge richtig. Mit dem großen, weit vorne stehenden Trapez des Nasensporn-Drachens habe ich schöne Bewegungsfreiheit. Zurücklehnen, Freihändig fliegen, Umdrehen Rücken in Fahrtrichtung ich habe jede Menge neue Möglichkeiten für Gaudi und Sperenzchen. Steuerbügel am Bauchnabel kann ich immerhin noch deutlich über 50 km/h ziehen. Bei der Landung bei Nullwind bohre ich trotzdem den Nasensporn tief in den Dreck.
Manni hatte mich gewarnt. Ich kann ihn nun bestätigen. Denn mein Fazit lautet wie seines: „Sitzend Fliegen verbindet die Nachteile des Gleitschirm-Fliegens mit den Nachteilen des Drachenfliegens.“
WinDfried (Sonntag,11. November 2012)