Wieder hängt der Alpenrand im Nebel, wieder rechne ich mit schwachem Ostwind. Während ich nach Tirol fahre, gehe ich im Geiste alle näheren Berge durch, deren Steigmühe in meinem Level liegt, also nicht höher als 500 - 600 m. Da ist Ost nirgends ideal. Nordost vielleicht Krinnenalpe? Da durchfährt es mich wie ein Blitz. Mit Hahle habe ich noch eine Rechnung offen. Ein ideales Startgelände für Ost. So reizvoll, dass ich den gigantischen Aufstieg - fast 900 m - schon zweimal versucht habe. Jedesmal war der Wind schlecht. Beim zweiten Mal - bei winterlichen Verhältnissen - habe ich schon an der Sulztalhütte aufgegeben. Ich bin entschlossen - jetzt oder nie! Auch wenn es schon spät ist - schon elf durch.
Ich parke am Rande von Wängle.
Eigentlich würde ich ja gerne den direkten Aufstieg zur Costarieskapelle finden - ich weiß nur, dass es ihn gibt - ich finde den Abzweig wieder nicht und gehe wieder die Fahrstraße zum Frauensee.
Die Aufstiegsrinne liegt fast immer im Schatten, das finde ich jetzt angenehm.
Um eins erreiche ich die Sulztalhütte auf 1430 m und mache eine kurze Rast. Jetzt ist es nur noch eine halbe Stunde zu der Stelle, wo man aus dem Wald tritt und sich das weiträumige Almgelände ausbreitet.
Am Alpenrand sind erste Nebellücken erkennbar. Ich sichte die Hohenschwangauer Königsschlösser.
Der Wind fühlt sich gut an. Es ist jetzt zwei.
Langsam greift der Schatten nach mir. Und mit dem Schatten dreht der Wind auf Südost. Auch für diese Richtung finde ich eine geeignete Stelle.
In ganz ruhiger Luft fliege ich über meinen Aufstiegswald zur Ecke.
Jenseits habe ich deutlich erhöhtes Sinken. Es weht also nicht wirklich Südost - dann müsste ich hier im Luv sein - wenn ich alle Windrichtungsanzeiger im Tal richtig interpetiere, weht hier ein deutlicher Bergwind.
Weiter draußen über Wängle sind die Sinkwerte wieder normal.
Unten an der Kirche marschiert ein Prozessionszug.
Ich lande ganz dicht beim Auto.
Ich gönne mir eine Buttermilch und dem Auto die Waschstraße.