Weiler, ...weiler, ...weiler

Nach dem vielen Rumreisen gibt es hier mal wieder eine Bildergeschichte von daheim, aus den deutschen Mittelgebirgen. Viele Orte in der Gegend heißen –weiler mit Nachnamen. Mehr wird auch hier nicht zu erfahren sein, verträgt doch das Fluggelände, in dem ich heute schön mit Schirm-Piloten und Modell-Seglern zusammen geflogen bin, absolut keine Werbung.
Zu viele Nickeligkeiten und erschwerende Bedingungen hängen mit Naturschützern, Landschaftsschützern, Vogelschützern und den benachbart aktiven Modell-Fliegerfreunden an diesem Buckel. Erste Regel der Haltergemeinschaft: Nur Vereinsmitglieder mit Einweisung dürfen hier einen Start riskieren. Weiter, maximal drei Fluggeräte gleichzeitig in der Luft. Kein Flugbetrieb von März bis Juni - der thermikstärksten Jahreszeit - mit Rücksicht auf die reichhaltige eierbrütende Vogelwelt.
Nachdem es gestern in Hinterweiler unerwartet schöne Herbstthermik zum Ausfliegen gab, bin ich heute auf einen ruhigen Sonntag mit den vielen angelesenen Büchern eingestellt, die sich so angesammelt haben. Angesagt wäre WSW, passend, aber eher ungemütlich für Weiler. Draußen jedoch liegt eine Herbstinversion und es rührt sich an keinem Baum ein Blättchen.
Aus Neugierde telefoniere ich ein wenig herum und erfahre, man sei auf dem Weg zu einem stolzen Berg um einen auf Ebay neu erworbenen Schirm Probe zu fliegen. Die Windkraftanlagen würden sich drehen. Weil eh´ ein Drachen auf meinem Auto liegt, fahre ich doch los.
Ohne große Erwartungen dödele ich erstmal zum Landeplatz, mal schauen, ob jemand einen Lift braucht.
Nein, höre ich am Handy, aber Micha K. würde gerne mal runterfliegen. Ob ich Bilder machen würde? Aber gern. Er startet und ich knipse wie wild. Überrascht stelle ich fest, die Bahnlinie in dieser ruhigen Gegend wird sogar Sonntags bedient.
Man könnte auch hierher mit dem Zug zum Fliegen und Wandern kommen. Ein echter Grund, vielleicht doch mal ´nen Schirm anzuschaffen.
Der Tausendsassa kann sich sogar eine Weile halten und bemüht sich noch mehr, weiss er doch, dass er in mir einen neidischen Zuschauer hat. Er bekommt 40 Schnapp-Schüsse von mir. Oben am Startplatz baue ich in Ruhe auf. Unterdessen startet er wieder und kann Top landen.
Die Regel, mit dem Drachen zu starten, wenn die Schirme hochkommen, funktioniert auch hier. Ich starte heraus und kann gleich deutlich überhöhen. Dass der Steilhang in dem engen Tal mit annähernd gleich hohem Gegenhang zu der späten Jahreszeit so ordentliche Thermik ausbildet, hätte ich nicht geglaubt.
Ich versuche es auch mit einer Landung hinter dem Startplatz. Die wird aber nicht top. Quer zum Wind versenke ich mich in den Leerotor der Gipfelkuppe. Auf Rädern und Wanst schlage ich in den Acker ein. Zum Glück ist der ordentlich gepflügt und weich geeggt. So komme ich unbeschadet, wenn auch verdreckt, aus meinem Krater wieder heraus.
Später sind auch andere Flieger schön geflogen. Mein Auto steht inzwischen am Landeplatz, keine Motivation mehr zum Toplande-Training. Da kurbelt Micha konsequent eine Blase aus. Von hoch oben knipst er, wie ich unter ihm starte und langsam aber unaufhaltsam absaufe. So komme auch ich zu schönen Bildchen.
Vielen Dank allen Beteiligten für diesen netten Flugtag!
WinDfried (Sonntag 19. Oktober 2008)