Um sieben sind wir nach Kempten gefahren, für die turnusmäßige Kontrolle von Giselas transplantierter Niere. Die Straßen sind problemlos gewesen.
Wieder zurück locken mich die guten Windwerte im Diagramm zum Tegelberg.
Der hängt gerade in Wolken. Es regnet leicht. Ich hätte die Chance, direkt vor der Mittagspause der Bahn als einziger Fahrgast hochzufahren, ich verzichte und die Fahrt kann entfallen. Ein kleines bisschen besser sehen die Wolken nach der Mittagspause aus, ich will es probieren.
Weiter oben schneit es.
Zeit für Kuchen und Kaffee im Panorama.
Am Nordweststart schauen die Gräser aus dem Neuschnee, da muss man nichts machen. Am Nordoststart ist der Schnee tiefer, da lege ich vorsorglich eine Spur. Meistens würde es auf Nordwest passen. Aber die Sicht bleibt erstmal schlecht und der Schneefall ist mal heftiger, mal ganz schwach.
Als ich um halbdrei mal Talstrukturen ahne, lege ich aus. Immer wieder berichtet mir Gisela, wie es von unten aussieht. Halbvier glaube ich Straßen und Häuser zu sehen, ich stehe startbereit und der Wind kommt perfekt Nordwest. Im Moment, wo die Sicht schlagartig frei wird, dreht der Wind auf stabil Nordost. Ich lege um, freue mich über meine Spur und der Schirm ist mit einem kräftigen Impuls sofort sauber über mir. Plöpp!
Was für ein genussvoller Flug!
Das Vario habe ich vorhin noch erfolgreich an den Magneten gebastelt, es ist jetzt perfekt am Tragegurt positioniert.
Abends schon, viel früher als erwartet, bekommt Gisela ihre Werte aus Kempten. Sie sind supergut! Jetzt ist ihre Niere - von uns Urmel genannt - bald zwölf Jahre alt! Für mich und Gisela ist außer Frage, dass wir unsere Körperteile, vom Zeh bis zum Ohrläppchen, zur Verfügung stellen.