Eigentlich hab ich den Skistart ja prinzipiell verworfen, nachdem ich vor etwa 7 Jahren etliche gemacht habe (am Tegelberg, um mit meinen Job am Skilift kompatibel zu sein), den letzten hier am Hahnenkamm hab ich bitter bereut. Was ich zu Fuß machen kann, Druck machen, unterlaufen, funktioniert beim Skistart alles nicht. Warum ich ihn heute doch machen will? Der coolen Bilder wegen. Und weil ich schon die ganze Zeit davon träume, es mir einfach ein letztes oder vorletztes Mal zu geben. Es gibt nämlich eine Startstelle, die ist nur mit einem langen, extrem steilen Schlepplift zugänglich (Buron).

Am Hahnenkamm werde ich oben nur als Skifahrer befördert, heute ist Ostwind, also ist es wohl der Tag. Ich fühle mich gut, der Sache also gewachsen. Dabei habe ich die Kappenkamera. Meine Halbschuhe, damit ich den Schirm nicht in Skistiefeln auslegen muss, in denen ich nur mühsam laufen kann. Außerdem meine normalen Skistöcke, ich will die Abfahrt von der Gondelbahn zur Sesselbahn diesmal mit Anstand hinter mich bringen. Es geht eigentlich ganz gut, der grausige Steilhang am Schluss ist nur wenig eisig, das wäre geschafft. Der Liftmensch drosselt für mich die Geschwindigkeit, so komme ich ohne Sturz auf den Sessel. Ich komme guten Muts an der Startstelle am Grat mit dem großen Windsack an.

Pistentechnisch ist hier die Mitte einer langen Flachstrecke in südlicher Richtung. Nach Osten folgt ein brutaler Steilhang, der auch als Extrempiste genutzt wird. Wenn ich im Flachen alles im Griff hab ...
Bald scharen sich diverse Hahnenkammflieger um mich, die meisten als Skifahrer, ohne Flugambitionen. Alle wollen mir helfen. Ganz wichtig ist schon mal, dass eine gewisse Menschenansammlung die Skifahrer warnt. Es ist skitechnisch ganz einfach hier, hinter dem Schirm durchzufahren, aber manchen ist das zu simpel, die rasen lieber an der Kante zum Steilhang vorbei. Jemand nimmt sich meiner Stöcke an, ein Problem weniger. Der Schirm liegt gut. Ich stehe seitlich vor der Kappe, kurve in die Mittellinie, der Schirm kommt gut, in dem Moment sind die Skier schneller als mein Schwerpunkt, ich sitze auf dem Popo. Aus!

Hans aus Trauchgau stützt mich beim nächsten Versuch, dass ich mich gleich in Falllinie aufstellen kann. Ich fahre im Pflug los, der Aufziehimpuls ist zu schwach, der Schirm bricht seitlich aus. Wieder helfen alle, den Schirm zurückzubringen. Das zehrt Kraft.

Als ich am Sortieren bin, hat ein Skifahrer sichtlich Spaß dabei, mir komplett über die Leinen zu fahren. Leute gibts! Da wird er wohl noch beim Apres-Ski mit angeben. Zum Glück hat er keine Kanten eingesetzt.

Nächster Versuch: Hans empfiehlt mir, weiter vorne zu starten, ohne Pflug, mit extremer Vorlage. Ich habe Angst! Wenn das nicht klappt, stehe ich im Steilhang. Skitechnisch bin ich dem, noch dazu ohne Stöcke, nicht gewachsen. Wahrscheinlich hauts mich dann gleich den ganzen Hang runter, mindestens hundert Höhenmeter. Ich bestehe drauf, wieder weiter hinten zu starten. Mit dem gleichen Misserfolg. Jetzt bietet mir jemand an, auch noch meine Skier zur Gondel zu schaffen. Ich bin so froh! Die Skischuhe muss ich noch einpacken, nur einer geht in die Gurtzeugtasche, den anderen muss ich außen anbaumeln. Alles Pipifax gegen einen Skistart!

Der Fußstart klappt beim zweiten Versuch. Die Kamera sitzt, der Stiefel hängt noch, die Luft ist ruhig, mein Gefühl ist es auch.
Erst dicht über dem Boden tauche ich in die Kaltluft. Im Landegebiet läuft eine Loipe. Die ziehe ich dem tief verschneiten Landeplatz vor.
Bald landen zwei meiner Helfer. Der eine bittet mich, ihn nach Hause zu fahren, Reutte. Kein Problem. Meine Ski sind am Sessellift, meine Stöcke in der Gondel-Talstation.