Drachentag in Roxheim

Beim Spritpreis von drei Mark zehn habe ich keine Lust nach Hinterweiler zu fahren. Dabei wäre sogar der zweite Tag nach Frontdurchgang, Streckenflugwetter. Frischer Wind aus Südwest geht und schon vormittags bilden sich schöne Cumulanten, die sich später zu Straßen aufreihen. Schon länger wollte ich meinen „Mr. Humblebee“ an der Schleppwinde ausprobieren. Von der Minderheit der Angeber in meinem neuen Verein in Roxheim habe ich schon Sprüche zu hören bekommen, weil ich bisher immer mit „Museums-Stücken“ (Foil, Saphir 17, Club 15, Funfex) dort aufgekreuzt bin.
Leider ist die Nord-Süd-Schleppstrecke wieder in landwirtschaftlicher Nutzung und damit für den Flugbetrieb verloren. Also wird heute nach Westen geschleppt, mit Seitenwind. Ich sehe es mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Bei Südwest trägt die Kante. Ausklinken, an die Kante fliegen, und am Startplatz wieder einlanden. Dafür passt heute alles. Das ganze Areal füllt sich mit Flugsportlern.
Ich gebe mich ungesellig und baue oben auf. Meinen ersten Flug will ich zu Fuß starten. Er führt gleich mal für ein paar Minuten über Startplatzhöhe. Beim Windenstartplatz gelandet, brauche ich weder weit tragen, noch ab- und wieder aufbauen, sehr angenehm. Außer mir sind einige weitere Drachenflieger da, und verschönern mit den majestätischen Flügeln das Landschaftsbild.
An der Winde giert der Vertigo überhaupt nicht, im Gegensatz zum UL-Schlepp. Dank des in der Höhe kräftigen Windes bekomme ich mit über 300 m meine höchste jemals in Roxheim erreichte Ausklinkhöhe. Für den Durchstieg an die Wolken, zu dem Starrflügler, der zwischendurch über uns vorbeikommt, reicht das leider nicht. Wohl aber, um in Nullschieberchen und im dynamischen Aufwind den Flug beliebig zu verlängern. Die mutigen Gleitschirmflieger-Kameraden, die sich in die Luft trauen, bieten eine gute Show mit Seitwärts Fliegen und Klappertraining. Dafür starten auch Helden aus der Winde und landen oben am Hangstart top.
Guido von den Siebengebirglern kommt mich besuchen und hat sowohl Drachen als auch Schirm dabei. An der Winde sind Gastflieger willkommen, und er kommt in die Luft. Ich darf zum Abschluß eines runden Flugtages seinen Perfex fliegen. Ausgerechnet da, am Spätnachmittag nach vier Uhr bemerke ich die beste Thermik des Tages.
Manni M. erwischt die Ablösung weit vor der Kante besser als ich und kurbelt mich sauber aus.
Der einzige, der heute auf Strecke wegfliegt, ist Bernd W. Er kommt „fantastische“ 15 km weit aber schreibt dazu einen schönen Bericht.
Der Wein, um die Flüge der Zukunft zu feiern, gewinnt langsam eine ansprechende Farbe. Bis zur Lese braucht es aber noch vier Wochen mit möglichst viel Sonne. Auf einen sonnigen Herbst daheim freuen auch wir Flieger uns.
WinDfried (Sonntag 24. August 2008)