„Fliegen wo es geht.“ Das ist die Strategie, die ich für dieses Jahr Ostern ausprobieren will.
Ein Tief über
der Adria,
ein weiteres
über Südfrankreich
ein drittes
über Dänemark
nehmen Westmitteleuropa in
die Zange.
Das sorgt
für abwechslungsreiches
Wetter.
Gemütlich in einem Fliegerparadies unterzuschlüpfen und zu „Fliegen, wann es geht“
hat Ostern 2007
und auch in Laragne geklappt.
Diesmal müsste ich dazu weiter
nach Osten, also
Greifenburg. Dort
trampelt sich
die Liga
und ein
Großteil
der sonstigen deutschsprachigen Drachenszene gegenseitig auf den Flügelspitzen herum. Wer mich kennt, weiß wie sehr ich Massenaufmärsche
hasse. Der Rest der Bande drängelt sich in Bassano – mir zu weit.
Ich eröffne die
Runde
am Ostermontag nach
gemütlichem Frühstück
mit der Fahrt zum Tegelberg. Auf leeren
Autobahnen komme ich
überraschend zügig voran.
Ich
treffe lange vor der letzten
Gondel ein und bekomme
einen knusprigen Flug.
Der Vertigo muss
zum Austausch
eines ausgefetzten
Reißverschluss ins
Zillertal.
Das passt gut, der Wind soll auf Ost drehen. Den Vogel werfe ich in der Werkstatt
mit dem perfekten Service ab und brezele weiter an die Penkenbahn. Dort kaufe ich
ein Gleitschirmflieger-Ticket und bekomme eine astreine Bergfahrt mit dem Funfex.
Gut, dass ich
den schon
zu Hause
auf 2
m kurz
gepackt habe,
als „Stangen-
Gleitschirm“. Am perfekt
präparierten Startplatz
werde ich
vom örtlichen
Flugschulbetreiber und etlichen
ehemaligen Drachen-,
inzwischen aus
Altersgründen Gleitschirm-Piloten zu
meinem praktischen
Vögelchen
beglückwünscht. Danke, aber das braucht es gar nicht.
Das Fliegerglück kommt von
allein bei
zwei Stunden
Spazieren fliegen
über
den hübschen Skigebieten
des Zillertal.
Beim Versuch
die Talseite zu wechseln, versenke ich mich dann leider etwas verfrüht.
Ich frage bei
der Ahorn-Bahn
nach einer
Bergfahrt zu
einem Abend-
Flüglein. Die ist neu eingerichtet. Die Gondel ist groß, wie ein Tanzsaal.
10 lang gepackte Wettkampfdrachen würden mühelos hinein passen.
Allerdings weiß dort
die eine
Hand nicht,
was die
andere tut.
Die Dame an der Kasse ruft ihre Kollegin in der Bergstation an.
Die gibt ihr
o. k.
und ich kaufe eine Karte. Der Gondelfahrer
hat wohl Angst,
er müsste
irgendwie helfen
und ruft
den
Betriebsleiter an. Der
liefert die
saudumme Ausrede,
man
hätte noch keine Genehmigung zum Transport von Drachen.
Und im Winter
bei Skibetrieb
ginge es
schon gar
nicht.
Mit zwei anderen
Skifahrern fahre
ich doch
hinauf und
schaue mir die Gegebenheiten wenigstens an. Die geplante
Drachenrampe ist noch
nicht erkennbar.
Aber der
Gleitschirmstartplatz einige Meter
über Station
und Skipiste
ist sogar schon frei von Schnee. Perfekt natürlich auch
für Drachenflieger. Es
hätte so
schön sein können.
In der Flugschule hinterlasse ich die Nachricht,
die Ahornbahn hätte einen zahlungswilligen Gast
aus dem Zillertal vertrieben. Dort muss man noch
einiges kapieren. Dann
hat der
Ahorn Potential
zu einem neuen Drachenflug-Hotspot aufzusteigen.
Der Wind dreht sowieso auf Süd.
Ich hüpfe über
den Gerlos-Pass
an den
Wildkogel. Inzwischen wieder mit zwei intakten Fliegern.
Natürlich brenne ich
darauf, den
frisch getunten
Vertigo zu
fliegen.
Man entschuldigt sich freundlich. Leider können im Winter nur Drachen
bis zur Packlänge von 4 m befördert werden. Der Abstand der Gondeln
sei bei Skibetrieb
zu dicht,
Gefahr den
Drachen zu
beschädigen beim
Durchfahren der Mittelstation.
Das ist
mal ein
akzeptabler Grund.
Dafür muss man hier nicht ewig, nervig auf eine Transportgondel warten.
Die hängt in der Talstation bereit und wird nach Beladen in aller Ruhe in
das Seil gehängt.
Wieder zahlt
sich der
Fexi als
Zweitflügel aus.
Dieser
freundliche Berg wird
mich öfter
sehen !
Man verlangt
hier auch
keine
unverschämten Mondpreise, wie
an der
Schmittenhöhe, doch
dazu später.
Mehrere Stunden kann
ich über
dem Wildkogel
herum soaren
und genieße das atemberaubende Panorama auf den Großen Rettenstein,
sowie Großvenediger und die anderen Tauern. Dauernd habe ich den Blick Richtung
Pinzgauer Spaziergang.
Aber ich traue mich nicht über den Pass Thurn, die Schlüsselstelle gleich zu
Anfang. Rüber würde ich wohl mit Rückenwind kommen, aber womöglich nicht zurück. Andere trauen sich schon.
Ich bekomme Besuch
von zwei
Gleitschirmen mit
Alu-Design. Die
beiden kommen
auch zu
ihrem Ausgangspunkt
zurück,
wie ich später im dhv-xc sehe, trotz des Kommentars „vuizvui Wind“. Ich lande neben meinem Auto und freue mich am Sonnenuntergang.
Nach Übernachtung in
Zell am
See will
ich mein
Glück an
der Schmittenhöhe
versuchen.
Vormittags könnte noch
etwas gehen,
bevor das
Schlechtwetter von
Westen hereindrückt. Aber man
befördert hier
erst ab 16. Mai wieder Drachen. Im Winterhalbjahr
läuft die Gondelbahn
nicht, sondern
so eine
insuffiziente Minigondel. Verflixt. Als
Zahl-Meister im Sommer sind wir willkommen, aber wenn man Euch bräuchte ...
Jetzt heißt es
improvisieren. Flucht-Richtung
Osten. Die Bischlingbahn in
Werfenweng habe ich als drachenfreundlich und dienstbereit kennen gelernt. Durch den
Pongau dort
hingejagt, schaue ich auf grüne Wiesen
und eine stehende
Seilbahn. Einen Achtungspunkt für Freundlichkeit
erlangt der Ort doch noch: Eine ältere Dame wienert mit Eimer und
Putzlappen das Kassenhäuschen.
Sie kennt
sich aus
und berät
mich freundlich. Am
Fulseck bräuchte
ich es
nicht versuchen,
dafür gäbe es
eine Föhnwarnung.
Eher Richtung
Schladming.
Vielen Dank, Recht hat sie. Die Planai ist zwar der falsche Tipp,
aber mir fällt
der Stoderzinken
ein. Dort
kann man
mit dem
Auto
herauffahren. Weitere Kilometer dem Sauwetter voraus, komme ich
an. So ein sinnleeres rundes Schild mit rotem Rand an der Stoder-Alpenstraße lasse ich
nicht in mein Bewusstsein, sondern heize hinauf.
Den Fexi trage
ich leicht
den letzten
Kilometer vom
Parkplatz
zur Drachenrampe am Friedenskircherl. Die ist sogar schneefrei. Allerdings steht
dahinter eine
riesige Schneewächte.
Nehme ich halt die, um in den perfekten Wind zu starten.
Ich versuche noch zum Dachstein zu fliegen, muss aber vor einem dunklen Cirrostratus-Feld flüchten.
Zurück am Stoder soart es. An der benachbarten Klammspitze auch.
Nach zwei Stunden Genussfliegen
über dem
Ennstal sehe ich
die ersten
Lenticularis-Wolken.
Ich
steche runter
zum Landeplatz
zu einer
ruppigen Landung.
Meine Frechheit muss ich nun mit 10 km Wanderung zurück zum Parkplatz büssen.
Dabei kann ich die größten Steinschlag-Brocken von der
Fahrbahn rollen.
Erst vor
der letzten
Kehre kommt
ein Motorradfahrer.
Es ist
der örtliche
Flugschulbetreiber, bewaffnet mit
Firngleitern zu
einem Abendspaziergang.
Ich bekomme
ein nettes
Schwätzchen.
Am nächsten Tag, zurück am Tegelberg,
bin ich unter der Wettersauerei durch
und kann endlich
den Vertigo
fliegen.
Meine
Mission „Fliege
jeden Tag“
ist
aufgegangen, mit über
zwei Stunden
Airtime täglich.
Und ich
habe weniger
Kilometer auf dem
Tacho, als
wenn ich
nach Greifenburg
gefahren wäre.