Heute war ich
wieder dort und habe einen Abgleiter durch stehende Herbstluft,
mit Bilderbuchstart und
stehender Landung
bekommen. So
konnte ich
meine
Ausstattung fürs Ski & Flieg probieren (Funfex, Kniehänger mit Retter, Packsack
um den Körper
als zusätzlichen
Kälteschutz). Das
Weinlaub ist
schon bunt
und der einzige Strahl Sonne des Tages hat mich beim Abbauen auf dem Lande-
platz erreicht. Vor
kurzem lernte
ich dazu,
dass der
Startplatz hier
offiziell
"Am Fuchsberg" heißt.
Bei der
Wanderung zurück
zum Startplatz
sehe ich
keinen einzigen Fuchs, dafür aber Spuren von zahlreichen Wildschweinen.
Diesmal bleibt Zeit
für Kultur
und um
den Talort
mal genauer
zu besichtigen.
Nicht alles, was sehenswert ist, kann man aus der Luft erkennen. Im Hotel Anker (sic!)
mit Blick auf
die Mosel
treffen sich
diejenigen Drachenpiloten,
die sich
deftige gehobene
Gastronomie nach dem
Fliegen leisten
wollen. Wenige
Schritte oberhalb
im hübschen
Ortskern
steht das berühmte Neumagener Weinschiff. Genauer gesagt steht hier eine leicht vergrößerte Kopie.
Das Original findet
sich im
Trierer römischen
Landesmuseum. Die
Skulptur war
ursprünglich
Teil eines Grabsteins
für einen
römischen Händler.
Als die
damalige Siedlung
und Handels-Station
Noviomagus treverorum später eilig gegen die zunehmenden Übergriffe der barbarischen Germanen
befestigt werden musste, hat man die Steine von alten Gräberstätten abgeräumt und als Baumaterial
für die Kastellmauern verwendet. Die wurden dann Anfang des 20. Jahrhunderts ausgebuddelt
und so die antiken Kunst-Schätze gehoben.
Auch dem Dichter Ausonius sind ein Hain und eine Skulptur gewidmet.
Hat er doch
in seiner Reise-Dichtung Mosella die Schönheit der "Ausblicke auf die dem Bacchus
geweihten Hänge um
die Station
Noviomagus" gelobt.
Damit hat
er den
Weinbau dokumentiert
und zugleich die erste urkundliche Erwähnung des
Drachenflieger-Paradieses niedergeschrieben.
Das war Anno
364 n.
Chr., als
die Römer
und ihr
Reich, trotz
kultureller und
zivilisatorischer
Überlegenheit, schon am
Untergehen waren.
Für den
Fall des
Drachenflugsports glaube
ich
ja nicht an
eine ähnliche
Zukunft :-).
Geflogen sind
die Römer
jedenfalls ganz
sicher nicht.
Daedalos und Icaros waren alte Griechen. Dass der Spanier Armen Firman, arabisiert Abbas
Ibn Firnas, 875 n. Chr. bei Cordoba zwei mehr oder weniger erfolgreiche Flugversuche
unternommen haben soll, an deren Folgen er später verstarb, glaube ich eher nicht.
Das ist wohl einer der zahlreichen Fälle islamistischer Geschichtsklitterung.
Um das Weinschiff entspinnt sich auch ein Gelehrtenstreit. Sicher
erwiesen ist, dass die Römer schwere Güter auch auf Wasserstraßen getreidelt
oder gestakt haben. Dazu wurden aber Flachboote mit wenig Tiefgang verwendet.
Das abgebildete Weinschiff mit nur einem Meter Tiefgang und so großen Weinfässern
obendrauf wäre aber zum Kentern verurteilt. Es ist ein Produkt künstlerischer Freiheit !
Im Übrigen ist
der dargestellte
Schiffs-Typ eher
eine Galeere
mit Rudern,
wie sie
auf dem Meer
als Militär-
und als
Reiseschiffe unterwegs
waren. Die
hätten
auf dem Rhein wenig, auf der Mosel kaum Chancen gehabt zu manövrieren.
Andere kluge Leute
glauben schon,
dass auch
umgebaute
alte Militärschiffe für Transportzwecke im Einsatz waren.
Wie auch immer
... Heutige
findige Gewerbetreibende
haben so
eine Holzgaleere
nachbauen lassen.
Weinselige Touristen können sich mit Dieselpower über die Mosel schippern lassen und nur vielleicht
nachfühlen, wie es den Galeerensklaven ergangen ist, die damals die Ruder pullen mussten.
Für die neue Attraktion gibt es heute ein Fest. Das habe ich schon aus der Luft
gesehen und bekomme
sie nun
noch vor
die Linse.
Vielleicht bringt den
Trierer Drachenfliegern
das ja noch ein paar Zuschauer und Interessierte mehr an den Lande- oder Startplatz.