Ein neues Schätzchen

Schrub ich nicht kürzlich "Fliegerglück ist gelb" ? Mir ist ein gelber Drachen zugeflogen. Anders kann man es nicht sagen. Denn er war zu einem wirklichen Spottpreis im DHV-Gebrauchtmarkt. Ich rufe spontan an, habe Glück und bin der erste mit echter Kaufabsicht und einem Termin-Vorschlag für die Abholung. Über realistische Preise für Gebraucht-Drachen habe ich hier schon mal etwas geschrieben. Auch wenn es manchem nicht gefällt: ein neuer Drachen ist nach einem Jahr nur noch die Hälfte vom Neupreis wert. Ein zehn Jahre alter Drachen hat nur noch ideellen Wert, wenngleich er auch immer noch gut fliegen mag.
Ich lege noch einmal den gleichen Betrag für einen Check beim Hersteller drauf, der mir bestätigt, dass der Zustand erstaunlich gut sei und ein paar kleinere Problemchen behebt. Es ist ein Nasensporn-Drachen. Schon bei meinem Saphir 17 war ich der Ästhetik des Besonderen dieser Flügelkonstruktion erlegen.
Die angenehmen und kraftschonenden Flugeigenschaften haben meine Zuneigung zu diesen Geräten nur verstärkt. Und was für spektakuläre Flüge habe ich mit dem "Le Baron rouge" schon bekommen! Selbst Manni war nach anfänglichem Widerwillen wegen der etwas speziellen Start-Eigenschaften ganz angetan.
Mein Neuerwerb - ein Zephir CX - hat schon seinen Spitznamen weg: "Sugar lemon". Der dusselige Anglizismus klingt einfach besser, als "Zuckerzitrönchen" und passt zum netzhautjuckenden neongelb des Untersegels. In den Jahren zwischen beiden hat sich einiges getan. Bessere Beschlagteile, einfacheres Aufbauen, Mylar- Obersegel, verstärkte Anströmkante. Alles Zucker, also.
Beim Erstflug am Donnersberg ist sogar der Verkäufer als Starthelfer dabei. Nun weiß ich auch, warum er den Vogel abschafft. Er gehört zu den seltenen Glückspilzen, die einen Rebull ihr eigen nennen können (Danke, Ben !).
Ich komme leidlich in die Luft und habe direkt ein Problem. Aber nicht wegen des Drachens, sondern eine Reepschnur aus meiner Gurzeugaufhängung hat sich irgendwo verhakt. Ich bleibe aufrecht hängen und kann mich kaum zur Basis runter beugen. Obwohl ein bisschen Aufwind da wäre, drehe ich fluchend zum Landeplatz ab. Bei der Landung dann stoße ich ein klein wenig zu früh aus. Der Zephir steigt nochmal drei Meter auf, setzt mich aber in einer Fallschirmlandung ganz sanft auf die Füße.
Die geringen Steuerkräfte, das genüßliche Kurvenverhalten und das große Geschwindigkeitsfenster erfliege und genieße ich dann 100 Minuten lang an einem Starkwindtag in Neumagen. Die zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h lässt sich ohne übermäßigen Kraftaufwand, auch ohne Aufschaukeln, erfliegen. Ich mache mir einen Spaß daraus, im 30 km/h Wind den Drachen über der Startrampe rückwärts über Grund schweben zu lassen.
Jupp mit seinem Twister lässt sich davon nicht erschüttern und leistet mir bald Gesellschaft in der Luft. Er bietet im trüben Grau ein willkommenes Foto-Motiv. Die Anschaffung einer Gleitschirm- Ausrüstung werde ich wohl noch eine Weile verschieben müssen.
Diese Geschichte und das zugehörige Video widme ich der Fliegerfreundin Katha "Turbostern" und wünsche ihr herzlich gute Besserung!
WinDfried (Sonntag 1. Februar 2009)